Das Sternbild Jagdhunde

Relativ unscheinbares Sternbild in direkter Nähe zum Großen Bär

Beschreibung

Das Sternbild Jagdhunde, lat. Canes Venatici, Abkürzung: CVn, ist ein recht unscheinbares und kleines Sternbild, welches ein Nachbarsternbild des Großen Bären ist. Unscheinbar bedeutet in dem Fall, dass es nur einen Stern unter 3 mag gibt, Cor Caroli oder α CVn. Außerdem wird das Sternbild oft nur als ein einziger Strich aus α CVn und einen etwas dunkleren Stern, Chara, β CVn, dargestellt. Die Jagdhunde sollen dabei zwei Jagdhunde sein, die in irgendeiner Weise als Gestalt ans Sternbild festgemacht werden. ¯\_(ツ)_/¯

Orientierung

Die Jagdhunde sind unterhalb des Schwanzes vom Großen Bär zu finden. Die zwei hellen Sterne α CVn und β CVn bilden fast eine perfekte Linie mit Arcturus und den Sternen, die den Bauch des Großen Bären ausmachen. Der „Bauch“ des Großen Bären ist quasi eine Stufe unter dem Sternenviereck des Großen Wagens. Die Internationale Astronomische Union hat das Sternbild so definiert, dass erstaunlich viel Raum diesem Sternbild zuteilwird. Die Ausdehnung des Sternbildes ist demnach 465 Quadratgrad groß.

Auch ist der galaktische Nordpol ganz in der Nähe, im Nachbarsternbild Coma Berenicus (Com), was bedeutet, dass das Milchstraßenband fast so weit entfernt ist, wie es überhaupt möglich wäre, und deswegen die Objekte aus der Milchstraße am seltensten in diesen Regionen auftreten sollten.
Alles weitere siehe die Sternkarten unten drunter.

Sichtbarkeit

Durch die Nähe des Großen Bären ist auch das Sternbild Jagdhunde weit im Norden des Sternenhimmels. Die nördliche Hälfte des Sternbildes ist in Mitteleuropa zirkumpolar, wobei die Größe von dieser Hälfte durchaus variiert. Hier ist der Zirkumpolarkreis für den 48., 50. und den 52½. Breitengrad eingezeichnet (dabei muss man im Hinterkopf behalten, dass die ersten 10 Grad über dem Horizont ca. durch Luftfeuchte, Streuung, Bäume/Wälder oder Hügel/Berge und Lichtverschmutzung eventueller Städte in der Umgebung oft schlecht zu beobachten sind):

Da das Sternbild ungefähr zwischen 12,1 h bis 14,1 h Rektaszension liegt, kann man dieses Sternbild am besten von Mitte Mai bis Mitte Juni gegen 22 Uhr, im Mai gegen 23 Uhr beobachten und von Mitte April bis Mitte Mai gegen 24 Uhr beobachten. Durch die passend hohe Deklination steht das Sternbild zu dieser Zeit jedoch weit oben und auch im Zenit, was teilweise suboptimal für Beobachter mit dem Teleskop sein kann. Gegen 23 Uhr sind die Jagdhunde für das Teleskop zumindest von der Höhe her am besten im Februar und im Juli beobachtbar, sofern man in Person neben seinem Teleskop steht, sowie das Teleskop ein mobiles Stativ hat. Allerdings ist die Beobachtung von Anfang Februar bis Ende August sehr gut denkbar, sofern man auch zenitnah gut beobachten kann.

Es ist an dieser Stelle nochmal wichtig anzumerken, dass diese Zeiten nur für Mitteleuropa gelten, denn am Himmel kann man an anderen Orten auf der Erde schließlich auch andere Objekte sehen.

Jedoch lohnt es sich im Zenit die Jagdhunde zu beobachten, da in diesem Moment der Weg durch die Atmosphäre für das Licht am kleinsten ist. Weniger Weg durch die Atmosphäre verursacht auch weniger atmosphärische Effekte bei der Beobachtung, insofern man keine adaptive Optik (AO) einsetzen kann, das ist ein optisches System, welches die atmosphärischen Schleier in Echtzeit umgehen kann.

Geschichte & Mythologie

Einige Sternbilder, die heute noch gültig sind (obwohl Sternbilder heutzutage rein für die Orientation nützlich sind, gegensätzlich der Astrologie, die sie aber auch Sternzeichen nennt), stammen aus der Feder von Ptolemäus aus seinem Werk Almagest, welche bis zum Anfang der Neuzeit für die europäische Astronomie war. Die restlichen Sternenbilder, die von der IAU anerkannt sind, kommen größtenteils aus neuzeitlichen Veröffentlichungen in Europa.
So auch das Sternbild Canes Venatici. Es stammt aus dem Buch Prodromus Astronomiae, bzw. Firmamentum Sobiescianum sive Uranographia von Johannes Hevelius aus dem Jahr 1690, welches seine Frau drei Jahre nach seinem Tod vervollständigt veröffentlicht hat. Darüber habe ich kürzlich geschrieben. Das Sternbild Jagdhunde stellt zwei Jagdhunde dar, die den Großen Bär, bei seinem täglichen Gang um den Himmelspol verfolgten. Der nachgehende Rinderhirte hält die zwei Jagdhunde an der Leine.

Objekte der Jagdhunde

Eine Tabelle mit 7 helleren Sternen hier:

Und schließlich eine Tabelle mit den wichtigsten 4 DSOs (Deep-Space-Objekte):

Fünf interessante Objekte zur genaueren Betrachtung

Natürlich sind die zwei hellen Sterne Cor Caroli und Chara/Asterion bei den interessanten Objekten, da sie für das bloße Auge mehr oder weniger das komplette Sternbild ausmachen. Daneben ist der hochrote veränderliche Stern Y CVn einen Blick wert. Durch die zwei Galaxiencluster Canes-Venatici-I-Gruppe und Canes-Venatici-II-Gruppe, sowie die allgemeine Nähe zum (Nachbar-)Sternbild Coma Berenices (Com), welches ohnehin Massen an Galaxien enthält, gibt es auch einige sehenswerte Galaxien. Hier sind die Tipps:

Cor Caroli als Doppelstern sichtbar. Aufnahme vom 01.03.2011. Beide Komponenten sind etwa 19,6 Bogensekunden entfernt. Der hellere ist α², der dunklere ist α¹. Bildquelle: Morphics, Public domain, via Wikimedia Commons; https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/84/
Cor_Caroli_2011-03-01.jpeg
  • Cor Caroli:
    Cor Caroli ist ein Doppelstern, welcher aus den Sternen α² CVn und α¹ CVn besteht. Strenggenommen ist nur α² CVn der Stern mit dem Namen Cor Caroli. Die Helligkeit vom Doppelstern beträgt im Durchschnitt zusammen +2,79 mag, Cor Caroli +2,88 mag und sein Partner +5,60 mag. Die Helligkeit von α² schwankt jedoch in einer Periode von 5,46939 Tagen (5d11h15min55,296s) von 2,84 bis 2,98 mag.
    Der Stern α² hat eine Masse von 2,97 Sonnenmassen, also knapp dreimal die Sonne, der Radius beträgt etwa 2,49 Sonnenradien. Die Leuchtkraft beträgt ungefähr das 101fache der Sonne. Die effektive Temperatur beträgt ungefähr 11 600 Kelvin.
    Bei seinem kleineren Partner α¹ liegt die Masse bei “nur” 1,47 Sonnen, anderthalbfacher Sonnenradius, 7 080 Kelvin effektive Temperatur der Sternoberfläche.
    Die Sternenoberfläche von α² soll durch das starke Magnetfeld bedingt, 5 Tsd. mal stärker als das der Erde, Sternenflecken entwickeln, die einen merkbaren Teil der Oberflächen ausmachen. Die Sternenklasse A0VpSiEu von α² deutet daraufhin, dass er ein Ap/Bp-Stern, also chemisch pekuliär ist. Die Kürzel Si und Eu weisen auf die Elemente Silizium und Europium hin. Der Theorie nach werden diese Elemente im Stern mit anderen Elementen umgewälzt, sodass sie in das empfangene Spektrum kommen.
  • Chara / Asterion:
    Der zweithellste Stern im Sternbild der Jagdhunde ist Chara, was Freude auf Altgriechisch bedeutet. Der Name war ursprünglich für den südlichen Hund der Jagdhunde gedacht, wurde aber für β CVn reinterpretiert. Ein anderer Name ist Asterion. Der Stern ist ein Einzelstern mit überraschend ähnlichen Eigenschaften zu unserer Sonne. So hat Chara nur etwa 2,5 % mehr Masse als die Sonne, ungefähr 12 % größeren Radius, eine effektive Temperatur von und eine Leuchtkraft von 115 % der Sonne. Aufgrund dieser sonnenähnlichen Eigenschaften, ist dieser Stern interessant, um mögliches Leben zu beherbergen. Jedoch wurde bisher kein Exoplanet um Chara festgestellt. Theorien zu einem spektroskopischen Doppelstern (ein sehr enger Doppelstern, nur sichtbar durch Verschiebungen der Wellenlänge des Lichts von Chara als Folge eines Doppler-Effekts feststellbar) um Chara konnten bislang nicht bestätigt werden. Soweit feststellbar, auch keine Braunen Zwerge. Chara ist nur etwa 27,5 Lichtjahre weit entfernt und hat eine Spektralklasse von G0V (Sonne: G2V).
Die Whirlpool-Galaxie. Wie beschrieben, die Strukturiertheit ist gigantisch. Bildquelle: NASA and European Space Agency, Public domain, via Wikimedia Commons; https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/db/Messier51_sRGB.jpg
  • M 51 / Whirlpoolgalaxie:
    Die Galaxie Messier 51, auch genannt Whirlpoolgalaxie, ist wohl einer der schönsten am Nordsternenhimmel. Es ist eine Spiralgalaxie mit deutlich ausgeprägten Armen, wobei eine weitere kleinere Galaxie namens NGC 5195 bereits mit einem durch die Gravitation zur NGC 5195 gestreckten Arm kollidiert. Die beiden Galaxien sind im frühen Stadium der Kollision; wären sie weiter, würden die Strukturen der Whirlpoolgalaxie zu einem erhöhtem Grad durcheinander gewirbelt worden sein.
    Die Klassifizierung ist SA(s)bc p. Das p steht abermals für pekuliär, hier aufgrund der Situation mit der gravitativ gebundenen Partnergalaxie NGC 5195.
    Seine Masse beträgt ungefähr 160 Milliarden Sonnen, die Entfernung ist ca. 31 Millionen Lichtjahre groß, Schätzungen gehen von 23±4 bis 37 Millionen aus. Trotz seiner kleinen Dimension von ca. 76 Tsd. Lichtjahren (Milchstraße: ca. 200 Tsd. soll der Galaxienkern im Verglich zur Milchstraße aktiver und heller sein.
    Die Helligkeit beträgt etwa +8,4 mag und kann daher gut schon in einem kleineren handelsüblichen Teleskop für Amateurastronomen und Sterngucker beobachtet werden.
La Superba mit seiner auffällig roten Farbe. Bildquelle: DSS colored; Aladin Lite, Centre de Données astronomiques de Strasbourg, Université de Strasbourg/CNRS
  • La Superba / Y CVn:
    Einer der wohl rötlichsten mit dem Auge sichtbaren Sterne ist wohl La Superba, ital. die Überragende, wie der italienische Astronom Angelo Secchi den Stern genannt hat. Die rote Farbe kommt dadurch, dass die effektive Temperatur von La Superba nur bei ca. 2800 Kelvin liegt und nach der planckschen Schwarzkörperstrahlung der Stern damit überwiegend rotes und infrarotes Licht aussendet.
    Der Stern hat eine Masse von ca. 1,6 Sonnen, einen Radius von 1,59 AE, was mehr als Sonne-Mars-Entfernung ist, sowie eine Leuchtkraft von über 6 200 Sonnen, wobei das meiste davon im Infraroten abgestrahlt wird. Seine visuelle scheinbare Helligkeit beträgt +4,87 mag, im I-Band, ein nahes Infrarotband, allerdings schon +1,74 mag.
Messier 3, ein Kugelsternhaufen. Sie sind kugelförmig und zum Zentrum hin ist die Sternendichte außergewöhnlich hoch. Bildquelle: Credit Line and Copyright Adam Block/Mount Lemmon SkyCenter/University of Arizona, CC BY-SA 3.0 US https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/us/deed.en, via Wikimedia Commons; https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/70/Messier_3_-Adam_BlockMount_Lemmon_SkyCenter-_University_of_Arizona.jpg.
  • M 3:
    M 3, oder ausgeschrieben Messier 3, ist in dieser Liste der einzige Kugelsternhaufen. Ein Kugelsternhaufen ist im Gegensatz zu den offenen Sternhaufen wie die Pleiaden etwa nicht lose sondern kompakt gebündelt und zum Kern hin konzentriert. Auch sind Kugelsternhaufen für gewöhnlich viel größer im Radius, besitzen mehr Sterne und sind oft etwas außerhalb der Galaxis (nicht losgelöst, müssen aber nicht unbedingt in dieser Milchstraßenscheibe sein). M 3 ist mit +6,39 mag einer der hellsten an der nördlichen Himmelshalbkugel. Mit 33 900 Lichtjahren ist dieser Kugelsternhaufen auch weiter weg als die meisten bekannten Sterne und etwas weiter weg als das Zentrum der Galaxis, das supermassive schwarze Loch Sagittarius A*. M 3 hat eine Leuchtkraft von mindestens 257 000 Sonnenleuchtkräften, aber in Wahrheit ist diese Zahl durch interstellare Extinktion (Abdunklung durch interstellaren Staub) um theoretisch vielleicht fast das Doppelte größer (das 2,511886fache ist eine Größenordnung der Helligkeit; ich habe die absolute Helligkeit berechnet und das mit der Sonne verglichen). Es sind mindestens 212 veränderliche Sterne bekannt, die größte Zahl in Kugelsternhaufen überhaupt.

Quellen:

naja … wurde fast “Morgen”. grins

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert