Im Oktober 2017 machte ein kleines Lichtpünktchen mit einer
Helligkeit von 22 mag Astronomen auf Hawai’i im PAN-STARRS Teleskop
aufmerksam. Sie berechneten seine Flugbahn und stellten fest, dass
dieses Objekt eine hyperbolische Flugbahn aufweist und somit wohl ein
Komet sein muss. Er wurde erst wenige Tage nach der Erdnähe von etwa
ein Sechstel AE entdeckt.
Später klassifizierte man das Objekt
als einen Asteroiden, weil man keinen Schweif oder eine Koma
festgestellt hat.
So wurde später durch Analysen der Flugbahn klar, dass der neu
benannte Asteroid ‘Oumuamua (hawaiisch für zuerst erreichen), dass
er von außerhalb in das Sonnensystem gelangte. Seine extrapolierte
Flugbahn sieht in etwa so aus: ‘Oumuamua flog nahezu senkrecht in das
Sonnensystem, er durchquerte die Ekliptikebene zwischen Merkur und
Sonne am 02.09.2017 und eine Woche danach durchlief er das
Perihelion, der nächste Punkt zur Sonne mit einer Geschwindigkeit
von 87,3 km/s und einem minimalen Abstand von 37,6 Millionen
Kilometern.
Bloß ein paar Tage vor der Entdeckung von ‘Oumuamua,
am 14.10.2017 raste ‘Oumuamua mit einer geringen Entfernung bloß
vorbei und zog dann wieder binnen Wochen ins äußere des
Sonnensystems. ‘Oumuamua weist eine Bahnexzentrizität von e = 1,1995
auf, und nimmt dementsprechend eine hyperbolische Umlaufbahn ein.
Das ist spannend. Das regt die Fantasie vieler an (bis auf Astrophysiker, die haben keine), wenn der von einem anderen Sonnensystem stammt, hat er dann eine andere Zusammensetzung? Was für eine Form hat er und ist er vielleicht ein ganz neuer Typ von Himmelskörpern? Manche gingen vermutlich bis zu den Alienraumschiffen.
Später wusste man, dass seine Form zigarrenförmig sein muss, das
schloss man aus seinen starken Helligkeitsschwankungen zurück.
Außerdem müsste seine Oberfläche rötlich schimmern. Die Periode
der Schwankungen ist etwa 7 Stunden lang. Das heißt, er ist länger
als breit, nämlich 10mal. 10mal länger als breit. Und wenn er dann
offenbar alle 7 Stunden rotiert, aber extrem länglich ist, dann
müsste er auseinander brechen. Er rotiert taumelnd. Er rotiert also
unregelmäßig und auch nicht gleichmäßig schnell. Es ist
wahrscheinlich, dass er in diesem Zustand sein ursprüngliches
Sonnensystem verlassen hat. Eine Dämpfung der Rotation wird
mindestens anderthalb Milliarden Jahre dauern.
Auch wird
angenommen, unter verschiedenen Faktoren, wie Albedo
(Rückstrahlwert), innere Zugfestigkeit, Dichte und weiteres, dass
‘Oumuamua einen mittleren Radius von 102 m hat. Durch die ganzen
Annahmen ist die Unsicherheit groß. Man nimmt u.a. an, dass die
Oberfläche durch den Milliarden Jahren andauernden Beschuss
interstellarer und kosmischer Strahlung seine Oberfläche dunkel
geworden ist. Man spekuliert allerdings auch über eine Oberfläche
aus Graphen. Innen drin und allgemein könnte er aus Gestein und
Metall sein, da keinerlei Staub in der Nähe des Objekts gefunden
wurde.
Wenn man einen Albedo-Wert von 0,04 annimmt, ergeben sich für den Fall, dass ‘Oumuamua um seine kürzeste Achse dreht, dann wären seine Abmessungen etwa 800 x 80 x 80 m, bei einem Albedo von 0,2 schon 360 x 36 x 36 m.
Wenn ‘Oumuamua um seine längste Achse rotiert, müsste er eine größere Dichte als 1,5 g/cm³ aufweisen und bei 0,04 Albedo 360 x 180 x 18 m , bei 0,2 wären es 160 x 80 x 8 m groß sein.
‘Oumuamua kommt von einem anderen Sonnensystem, die Herkunft konnte nicht durch die Flugbahn bestimmt werden, zumal ‘Oumuamua eine leichte Beschleunigung erfuhr, wie es bei Kometen typisch ist, wenn sie nah an der Sonne sind. Doch konnte man immer noch keine Koma oder Schweif feststellen. Doch ganz grob kommt der interstellare Besucher aus der Region vom Sternbild Lyra (dt: Leier). Möglich wäre, dass ‘Oumuamua von der Wega stammen könnte, doch in 300 Tausend Jahre, solange würde ‘Oumuamua brauchen, hat sich Wegas Position verändert. Eine weitere Möglichkeit wären tatsächlich die Pleiaden mit einem weiteren Zwischenstopp in der Zeit, oder eine Herkunft von HIP 3757, oder HD 292249.
Mit den Mechanismen dahinter sind wir also nicht besonders vertraut, wie ein solches Objekt diese Form annehmen kann. Es ist theoretisch möglich, so Avi Loeb im November 2018, dass ‘Oumuamua auch ein abgebrochenes Sonnensegel ist, dass würde dir ungewöhnliche Form, Rotation und minimale Beschleunigung erklären, nämlich durch Strahlungsdruck von der Sonde.
Eine Machbarkeitsstudie zeigt, dass man rein theoretisch bis 2047 zum ‘Oumuamua gelangen kann. Forscher vom i4is haben bereits verschieden Routen berechnet, die möglich wären. Zum Beispiel Start am 08.05.2033, Geschwindigkeit drosseln beim Jupiter, 30.07.2034, am 06.07.2036 mit maximalen Schub im Perihelion (Festtreibstoffbooster) die Flugbahn nach ‘Oumuamua anpassen. Für das Abbremsen bei ‘Oumuamua reicht dann allerdings der Treibstoff nicht mehr aus. Nichtmal, wenn wir dieses Projekt „Lyra“ mit einer Energija starten. Das heißt, es kann nur einen kleinen Vorbeiflug geben, in dem wir einen minimalen Zeitraum haben, dieses Ding zu erforschen.
Wenn die Flugbahn noch stimmt, oder die Flugbahnberechnungen genau sind, können wir am 09.12.2052 bei ‘Oumuamua vorbeifliegen. Wenn ‘Oumuamua weiter beschleunigt hat, als wir berechneten, oder die Berechnungen der Flugbahn zu ungenau sind, könnte die Sonde dann Millionen Kilometer an ‘Oumuamua vorbeirauschen.
Deshalb hat bisher noch niemand Geld investiert, um diese Pläne in die Realität umzusetzen.
https://de.wikipedia.org/wiki/1I/’Oumuamua
Ein Gedanke zu „1I/’Oumuamua“