Die Geschichte der Astronomie, Teil 30

Galileo Galilei in 5 Aufzügen – Seine Hauptwerke

Erstmal wollte ich sagen, dass ich glücklich bin, dass wir mit diesem Beitrag schon 30 Beiträge in dieser Reihe haben und das Tempo wie wir durch die Astronomiegeschichte reisen auch nicht zu schnell ist, denn ich nehme wir schließlich Zeit für so ziemlich das Meiste. Vor mir stehen noch mindestens 120 Beiträge zu dieser Reihe, wir sind ja schließlich noch lange nicht durch.

Galileo Galilei versuchte 1587 einen Lehrstuhl für Mathematik an der Universität von Bologna, einer der gefragtesten des Landes, zu ergattern, jedoch ohne Erfolg, denn er hatte so gut wie keine Fürsprecher. Seine Bemühungen führten ihn zum ersten Mal nach Rom, wo der Jesuit Christoph Clavius am Collegio Romano bereits als der Euklid des 16ten Jahrhunderts gefeiert wurde. Er führte zu jener Zeit den Vorsitz über die Kammer, die für die Kalenderreform sich beriet. Der damalige Papst ließ sich überreden, als er sah, dass die Tagundnachtgleiche 10 Tage vorher stattfand und dies ein totales Chaos schon Jahrzehnte verursachte. Der Vatikan bewies mit seiner Korrektur des Kalenders zum ersten Mal sein Interesse an wissenschaftlichen fragen, obwohl die Sichtweise immer noch für heutige Verhältnisse sehr eingeschränkt war. Galileo Galilei hatte ein Vorwand gehabt, um seine Thesen bezüglich erster Erklärungen der Schwerkraft zu präsentieren und Clavius soll sich dann begeistern über das und möglicherweise Galileo der Universität von Bologna empfehlen. Tatsächlich nahm Clavius seine Theorien über die Schwerkraft ernst und tat sich nicht wichtigtuerisch, wie man es vielleicht von manchen wichtigen und bedeutsamen Männern (und Frauen) erwarten würde. Er war seinen Thesen zwar nicht abgeneigt, hielt sie allerdings für unwichtig und empfiehlt den Galileo nicht für den Lehrstuhl, allerdings schrieb der Kardinal Caetani, welcher sich durch Clavius mit ihm bekannt machte ein zumindest moderates Empfehlungsschreiben. Jedoch zeigte sich die Universität von Bologna weiterhin unbeeindruckt.

Doch Galileo Galilei sorgte weiterhin sich um eine akademische Zukunft und er kehrte nach Florenz zurück und hoffte auf Aufmerksamkeit am dortigen Hof. Sein Vater war dort inzwischen eine anerkannte Persönlichkeit, jedoch ohne besonderen Einfluss auf die dortigen Entscheidungsträger. Der Großherzog, der übrigens damals von der Familie Medici gestemmt wurde, galt ganz im Sinne seiner Familie als ein großzügiger Förderer der Künste und Wissenschaften. Leider jedoch verstarb er mit seiner Gattin am selben Tag im selben Jahr noch und in dieser Zeit konnte Galileo, auch wenn der Herzog Mittel zur Verfügung stellte, nicht viel bewirken.
Das bedeutet, dass ein neuer Herzog an die Macht kam, dieser hieß Ferdinando I. und Galileo Galilei hatte es als Anlass genommen, wieder neue Menschen mit mehr Macht kennenzulernen, als er selbst besaß.

So kam er 1588 auf Guidobaldo del Monte. Er schrieb das wichtigste Werk der Mechanik im 16ten Jahrhundert. Mit ihm eröffnete sich eine neue Chance eine Freundschaft zu beginnen und durch ihn einen eigenen Vorteil zu gewinnen. Tatsächlich gelang die Zusammenarbeit. Sie hielten einen regen Gedankenaustauch über Galileis Thesen über die Schwerkraft. Die Freundschaft von Galileo mit del Monte hielt bis zu dem Tod des Letzteren 15 Jahre nach ihrer ersten gemeinsamen Begegnung. Er gewährte Galileo Protektion. Galileo hatte außerordentlich viel del Monte und seiner Familie zu verdanken. Dank der Freundschaft zwischen den beiden genoss Galileo die Gunst der Familienmitglieder del Montes, bei denen es durchaus auch viele Mächtige Männer gab. Nachdem mit Cosimos Tod auch die Professurstelle für Mathematik in Florenz verloren ging, wollte Galileo sie wiederbeleben und sie selbst innehalten. Auch andere, zu diesem Zeitpunkt mehr beachtete Gelehrte als Galileo, wollten diese Professurstelle wieder initiieren.

In dieser Zeit mit Ferdinando I. als Herrscher über die Toskana waren die Dienste des Hofmusikers Vincenzo Galilei nicht mehr gefragt, denn der neue Herrscher verabscheute alles Venezianische. Das Verhältnis von Galileo zu seinem Vater verbesserte sich, Vincenzo war bereits über 70 und er war gewiss an seinem Ende angelangt. 1588 half Galileo Vincenzo mathematisch bei Vincenzos musikalischen Theorien. Die Musik begleitete Galileo bis zu seinen eigenen letzten Tagen seines Daseins.

Galileo Galilei erreichte dann doch noch die Accademia Fiorentina. Dort entflammte er einen Meinungsstreit erneut, welcher zuvor über hundert Jahre lang die Gemüter erhitzte. Jedenfalls nicht direkt, sondern eher indirekt. Der Präsident der florentinischen Akademie hatte die kühne Idee gehabt, Dantes Inferno wissenschaftlich begutachten zu lassen um möglicherweise neue Ideen und Argumente in diesem scheinbar wirren Streit, der schon älter als die Akademie selbst ist, zu finden. Man hatte aus heute nicht mehr ersichtlichen Gründen den Galileo ausgewählt. Er trug seine Ergebnisse vor den Adligen, Gelehrten und anderen der Stadt Florenz vor. Er konnte sein Publikum begeistern, er erklärte seine Ergebnisse folgerichtig und nachvollziehbar. Es sollte ein Lichtblick für den noch jungen Galileo darstellen. Galileo genoss nun etwas mehr Anerkennung. Sein Image hat sich etwas zum Guten gerückt. Das bedeutet aber nicht, dass Galileo nun alle Chancen offenstehen. Nein, im Gegenteil, es sah für ihn düster auf. Galileo wusste, dass er als Mathematiker bisher kaum Erfolg hatte und nur wenig Geld mit seiner Arbeit machte. Er spielte mit dem Gedanken, mit seiner armseligen Ausrüstung vielleicht in den Orient zu reisen und seine mathematischen Fähigkeiten arabischen oder türkischen Fürsten anbot.

Aber da war noch del Monte. Er wollte nicht, dass Galileo fortging und schrieb, dass Galileo ihn verfügen könnte. Ja, er hatte wirklich erstaunlich viel Glück. Im Sommer 1589 wurde überraschenderweise eine Dozentenstelle für Mathematik in der Universität von Pisa frei und wandte sich zu del Monte, welcher ja schrieb, er könne ihn verfügen. Das geschah auch. Galileo hatte Unterstützung von del Monte und einem Kardinal und andere mächtige Familienmitglieder del Montes. Er wurde angenommen und seine Ernennung für diese Stelle war als Erstes auf drei Jahre. An der Universität, so hoffte er, könne er mit seiner Mathematik viel leichter und bequemer seine Forschung wieder nachgehen und sich ordnen. Leider war seine Besoldung mit 60 Dukaten im Jahr nicht sehr hoch, woran zweifelsohne die immer noch recht unwichtige Stellung der Mathematik schuld ist. Ja, man verglich sogar fast die damals nicht mehr sehr hoch angesehene Astrologie mit der Mathematik! Galileos Vorgänger zum Beispiel verdiente auch „nur“ 125 Dukaten im Jahr und war bereits 30 Jahre auf seinem Platz tätig.

Der schiefe Turm von Pisa
Der schiefe Turm von Pisa. Bildquelle: https://www.reise-nach-italien.de/pisa01.jpg

Es folgt chronologisch gesehen ein weiterer bekannter Knotenpunkt in der Geschichte (sowie Legenden und Mythen) um Galileo Galilei. Er wollte mit methodisch viel hochwertigeren Versuchen prüfen, wie schwere und große oder kleine und leichte und große, oder kleine Gegenstände jetzt tatsächlich von dieser Kraft der Schwere nach unten gezogen werden. Zuvor hat man sich an diesen Fragestellungen an der Universität mit eigentlich nur lächerlichen Versuchen rangemacht. Wie Galileo eben so ist, hat er zu dieser Demonstration sehr viele Menschen zum schiefen Turm in Pisa gelockt. Es gab tatsächlich interessierte, aber die Meisten sind wohl nur zum Sott gekommen. Er brachte unterschiedlichste Kugeln zuvor nach oben und spottete selbst über die Ungläubigen:

„Diese gravitätischen Herrschaften, die immer darauf aus sind, ganz tiefe Wahrheiten zu entdecken, tun mir leid. Sie finden sie nie, weil sie die Wahrheit immer am falschen Ort suchen.“

~Galileo Galilei

Die Kugeln fielen tatsächlich aus einer Höhe von über 50 Metern und prallten annähernd exakt gleichzeitig zu Boden. Ohne den Luftwiderstand werden alle Körper, unabhängig von Masse, mit der gleichen Geschwindigkeit und Beschleunigung zu Boden angezogen. Später demonstrierte der Astronaut David Randolph Scott 1971 im Rahmen der Apollo-15-Mondmission den gleichmäßigen Fall im Vakuum, in dem er eine Feder und einen Hammer aus gleicher Höhe und gleichzeitig losließ (Natürlich war zu dieser Zeit der Versuch nur rein symbolisch mehr und brachte keine neuen überraschenden Erkenntnisse, außer der Wahrheit.). Er stellte fest, dass es zwischen den verschieden schweren Kugeln eine nur vernachlässigbare Diskrepanz gibt.
Er experimentierte noch etwas weiter und schrieb seine Ergebnisse und Gedanken in De Motu nieder, jedoch merkte er selbst, wie unausgereift und logisch unschlüssig seine Argumentation ist und wollte es daher nicht veröffentlichen. Jahre später verbesserte er seine Argumentation und überarbeitete sein Werk. Dabei hatte Galileo eigentlich sich selbst schon immer hohen Ansprüchen gestellt.

Seine Zeit in Pisa, die drei Jahre an der Universität, liefen ab, der Vertrag wurde nicht erneuert. Galileo eckte immer noch sehr unangenehm für seine Mitstudenten und andere Kollegen an und wurde mit zunehmendem Alter nicht reifer in seinem Verhalten. Sein Verhalten hatte sicher etwas arrogantes, er ließ in der Zeit immer mehr die zu Galileo gegensätzlichen Meinungen anderer nicht an, er unterstellte ihnen sogar meist böswillige Absichten. Galileo war nicht unbedingt launisch, oder depressiv, er hatte schlicht ein Autoritätsproblem inklusive Mischungen aus Arroganz und Zynismus und andere unpassendere Formen.
So musste er wieder umherziehen, ironischerweise Autoritäten und Machtpersonen überzeugen.

Ich werde das hier veröffentlichen, an ein zwei anderen Beiträgen schreiben und diesen danach ergänzen und fertig stellen.

Quellen:
Galileo Galilei – Eine Biographie, Autor: James Reston, Wilhelm Goldmann Verlag, ISBN 978-3-442-12744-0, erstmals erschienen 1994 in englischer Sprache.

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