Die Sechs Thesen des Aristarchos
Aristarchos
war ein bekannter Gelehrter des vierten bzw. dritten Jahrhunderts vor
Christus. Er wurde etwa 310 v.Chr auf Samos, eine kleine ägäische
Insel, geboren. Später zog er, für seinen astronomischen
Studiengang, nach Alexandria.
Damals
war es bereits allgemein bekannt, dass während einer Eklipse sich
der Mond sich vor die Sonne schob. Dann wusste man auch, dass sich
der Mond hinter der Erde in einer Reihe mit der Sonne sich hin
bewegen kann. Das ist zwar weitaus weniger spektakulär, allerdings
bekommt man aber dieses Gegenstück zur Sonnenfinsternis (lokal
gesehen, global natürlich nicht) öfter zu Gesicht. Das wisst ihr
sicher alle: Während eines solchen Ereignis wandert der Mond von der
Sonne gesehen hinter der Erde. Dabei taucht der Mond in den Schatten
der Erde ein und jetzt trifft nur noch das von der Erdatmosphäre
abgelenkte Sonnenlicht auf dem Mond. Wenn der Mond bei einer
Sonnenfinsternis besonders nah der Erde kommt, wird auch das Licht,
welches noch vom Mond kommt bis ins tiefe Rot und schwarz gehend.
Eine
Mondfinsternis, obwohl man immer noch vermutete, dass die Erde im
Mittelpunkt des Universums stand, leicht zu erklären. Doch
Aristarchos seine sechs Thesen waren einzigartig und höchst
provokant. Für ihn stand damit fest, dass die Erde wohl kugelrund
sein muss. Ihr kreisförmiger oder besser gesagt sichelförmiger
Schatten auf dem Mond belegte seine Annahme. Auch nahm er an, dass
die Erdkugel viel kleiner sein müsse als die Sonne.
Also
versucht Aristarchos mithilfe sechs Thesen, in welchen er die
Geometrie verwendete um mit diesen Thesen zu antworten und damit dann
schließlich die Entfernungen zwischen Erde, Mond und Sonne
herauszufinden.
1.
Der Mond erhält sein Licht von der Sonne.
Er nahm an, dass die Sonne den Mond anstrahlt und je nach Stellung am Himmel zur Sonne dann die Mondphasen, also die verschiedenen Erscheinungsformen wie Sichel, Neumond, Halbmond, Vollmond usw. Damit war auch für ihn offensichtlich, dass der Mond eine Kugel im Weltraum ist und die Sonne ihn anstrahlt. Ein fröhlicher Gedanke.
2.
Die Erde steht im Verhältnis eines Mittelpunktes zu der Umlaufbahn,
auf der sich der Mond bewegt.
Aristarchos
vermied es auch, die Erde in den Mittelpunkt der Mondumlaufbahn zu
stellen. Er wusste, dass seine Umlaufbahn nicht exakt kreisrund ist.
Aber wusste auch, dass der Mond von der Erde abhängig ist und eine
Schlüsselposition in der Mondumlaufbahn einnimmt.
3.
Bei Halbmond ist von der Erde aus der große Kreis zwischen Licht und
Dunkelheit zu sehen.
Mit
dem großen Kreis ist wohl der Terminator gemeint, die Grenze
zwischen Licht und Dunkelheit. Welche auf der Erde ja die
Tag-Nachtgrenze ist.
4.
Bei Halbmond beträgt der Winkel zwischen der Erde und dem Mond von
der Sonne aus gesehen ein Dreißigstel eines Quadranten.
Mit
diesem Winkel versuchte Aristarchos, den Abstand zwischen Erde und
Sonne zu ermitteln. Seine Winkelbeschreibungen waren doch unbeholfen.
Lange bevor Aristarchos, teilten die Babylonier den Kreis schon in
360 Abschnitte, in Grad, während die Griechen den Kreis, getreu dem
Name „Quadrant“, in Vier Teile aufteilten, also ein Vierteilkreis
oder als Winkel einen rechten Winkel. Ein Quadrant hat also 90 Grad,
sodass ein Dreißigstel eines Quadranten Drei Grad ergeben.
Aristarchos seine Methode und Vorgehensweise ist zwar richtig,
allerdings liegt der wahre Wert bei grob 0,15 Grad oder Neun
Bogenminuten.
5.
Der Erdschatten ist an der Stelle, an der ihn der Mond durchwandert,
so breit wie zwei Monde.
Während
einer Mondfinsternis fällt der Kernschatten, auch Umbra, der Erde
auf den Mond. Er hat die Form eines Kegels, welcher an seiner Basis
die Breite der Erde besitzt und mit den letzten Sonnenstrahlen
beginnt. Sein Winkel beträgt etwa einen halben Grad und seine Höhe,
wie weit dieser Schattenkegel geht, beträgt ungefähr 1,4 Millionen
Kilometer. Und darin befindet sich der Mond während einer
Mondfinsternis.
In seiner fünften Hypothese also, behauptet
Aristarchos, dass die Umbra auf der Höhe von der Mondumlaufbahn
doppelt so breit ist, wie der Mond. Tatsächlich ist der
Kernschatten, da wo der Mond nur noch von der Atmosphäre Licht
bekommt, da wo die Sonne nicht mehr hinkommt, 2,63 mal so groß wie
der Mond und der Halbschatten noch dazu, sind 4,65 so groß wie der
Mond.
Dennoch ist Aristarchos sein Scharfsinn und die Tatsache,
dass seine Herangehensweise korrekt war, bewundernswert.
6.
Der Winkeldurchmesser des Mondes entspricht dem Fünfzehntel eines
Tierkreiszeichens.
Die
Tierkreiszeichen sind die Sternbilder, welche die Ekliptik berühren,
jedes dieser Sternbilder nehmen (in der Astrologie) jeweils 30 Grad
an. Ein Fünfzehntel davon sind dann Zwei Grad. Reell sind es nur
knapp mehr als ein Halbes Grad. Einen solchen Fehler dieses Ausmaß
an Messungenauigkeit wäre einem solchen Astronom seinen Ranges nicht
unterlaufen. Vermutlich war es schlicht ein Übertragungsfehler, der
sich über die Jahrhunderte eingeschlichen sind.
Er
wusste mit seinen Thesen nun, wie groß der Winkel des
Erdschattenkegels war, ein Halbes Grad. Er wusste was für eine
Strecke er zurücklegt, innerhalb des Erdschattens, zwei
Monddurchmesser, das bedeutete für ihn, dass die Entfernung
Erde-Mond ungefähr einem Drittel der Länge vom Erdschatten, er
berechnete die Länge des Erdschattens auf 230 Erdradien und somit
die Entfernung zum Mond auf 72 Erdradien. Damit lieferte Aristarchos
einen guten Annäherungswert.
Um die Entfernung von der Erde zur
Sonne zu schätzen, entwickelte Aristarchos ebenfalls eine geniale
Lösung: Da er wusste, dass die Sonne den Mond anstrahlt, deshalb
musste der Winkel beim Mond bei Halbmond des Dreiecks Sonne-Mond-Erde
genau einen rechten Winkel ergeben. Den Winkel zwischen Sonne und
Mond konnte er auch von der Erde aus bestimmen. Die eine Seitenlänge,
nämlich Erde-Mond mit 72 Erdradien.
Mithilfe der Geometrie konnte
er jetzt damit die beiden anderen Seitenlängen berechnen.
Doch
sein Versuch schlug aufgrund von mangelnder Genauigkeit fehl. Auf
Grundlage der vierten These seiner Beobachtungen, er konnte auch
nicht perfekt feststellen, wann Halbmond ist, denn die vielen Krater
und Berge, sowie Lichtkrümmungen verhindern genau mit dem bloßen
Auge zu erkennen, wann wirklich Halbmond ist.
Aus diesen Gründen
berechnete er die Entfernung zur Sonne mit 19 Mondentfernungen,
welcher wiederum in 72 Erdradien angegeben wurde, wobei der Radius
der Erde ein unbekannter Wert war.
Seine Bemühungen blieben
scheinbar ergebnislos und selbst die Werte, welcher er doch mit
richtigen Rechenwegen gerechnet hat, sind bloß Annäherungen.
Dennoch kann Aristarchos zu einer der großen Astronomen der Antike
gezählt werden, seinen Scharfsinn und Herangehensweisen in allen
Ehren.