GSA Spezial: Aktuelle Einschränkungen in der Raumfahrt und Astronomie

Ja, ich habe mal Lust gehabt, so einen lustigen Titel zu nehmen. Vielleicht lesen dann ein paar mehr diesen Artikel. Heute soll es darum gehen, wie das Coronavirus die Raumfahrt und Astronomie stark einschränkt. Es ist tatsächlich so, dass es weltweit starke Einschränkungen zur aktuellen Forschungsarbeit gibt, da sämtliche Abläufe trotzdem immer noch menschliches zutun benötigen, selbst wenn mittlerweile viel von zu Hause aus möglich ist. Also wollen wir heute mal auflisten was alles eingeschränkt wird/ist.

Der ExoMars-Rover Rosalind Franklin. (Nicht echt auf dem Mars) Bildquelle: https://www.fr.de/bilder/2019/08/14/12914242/2128840616-exomars-rover-mars-rosalind-franklin-1rB084rvLca7.jpg

Der ExoMars Rover Rosalind Franklin dessen Start zum Mars während dem Startfenster von Sommer 2020 in gemeinsamer Sache von ESA und Roskosmos wird zum nächsten Zeitfenster, alle 26 Monate gibt es ein günstiges Zeitfenster, im Jahr 2022 verlegt. Schuld daran sind eher weniger die einschränkenden Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus, sondern kleinere Schwierigkeiten: Wegen diversen Problemen mit den Verpackungssäcken der Fallschirme für den ExoMars Rover sind einige umfangreichere Tests notwendig. In den USA sollten zwar die finalen Fallversuche durchgeführt werden, mussten aber von der Seite der USA geringer priorisiert werden, so wurden diese Tests verschoben werden. Auch von der elektronischen Seite gibt es noch kleinere Probleme, welche Softwarestests notwendig machen. Und nun kommt das Coronavirus ins Spiel: Wenn diese verschiedenen Arbeiten und Arbeitsteams aus den verschiedenen Ländern der ESA bzw. Russland kommen, was jetzt nicht mehr möglich ist, verzögert sich die Arbeit rund um den Rover sehr.

Eine Langer Marsch 3B-Trägerrakete. Bildquelle: https://www.raumfahrer.net/raumfahrt/raketen/images/cz_3b.jpg

Vom aktuellen Marsrover der NASA, Perseverance, habe ich keine gemeldeten Verzögerungen gesehen und es sieht auch im Moment so aus, als ob der Starttermin im Sommer 2020 stehen würde.

In China sieht es dabei ganz anders aus. Trotz der massiven Reiseeinschränkungen auch innerhalb des Landes, geht der Raumfahrtbetrieb dort unbeeindruckt weiter: Am 16. März startete eine Langer Marsch 7A Rakete, am 09. März eine Langer Marsch 3B/E und für die Zukunft ist für den 24. März eine Langer Marsch 2C-Rakete angesetzt. Und zwei weitere sollen noch diesen Monat von der chinesischen Seite aus starten.

Das europäische Kontrollzentrum in Darmstadt läuft seit dem 16. März mit einer Mindestbesatzung. Trotzdem werden die Aufgaben nicht weniger: Sie müssen ihre millionenschweren Satelliten in einer Woche mehrmals in eine andere Bahn bringen, weil sie sonst möglicherweise mit Trümmerstücken kollidieren können.

Die NASA läuft ebenfalls auf stand-by. Einige wenige Mitarbeiter in vereinzelten Instituten sind an dem Coronavirus erkrankt und so mussten die Institute die allermeisten Mitarbeiter nach Hause schicken. Unklar ist es, wie es dieses Jahr scheinbar weitergeht. Aktuelle Tests um das Orion-Raumschiff laufen gerade und „das Orion-Raumschiff könne man schlecht mit nach Hause nehmen“, heißt es.

In Kourou, in Französisch-Guayana, dort wo die Raketen für die ESA abheben, stehen ebenso mehrere Raketenstarts in den kommenden Wochen an, die verschoben werden müssten. Der Start der Vega-Rakete mit 44 Kleinsatelliten an Bord, die heute am 23. März starten sollte, die zwei nächsten Starts der europäischen Soyuz-2-Raketen. Anfang Juni soll die Ariane 5 zum nächsten Mal starten und die Ariane 6, der Nachfolger von der Ariane 5, soll noch dieses Jahr starten. Diese Starts wurden bisher noch nicht verschoben oder abgesagt.

OneWeb mit seinen Internetsatelliten, die vergeblich mit SpaceX konkurrieren, startete am 21. März 34 neue Internetsatelliten mit einer Soyuz 2.1b/Fregat von Baikonur trotzdem. Außerdem steht dieses in London ansässiges Unternehmen kurz vor der Insolvenz.

Die ESO, Europäische Südsternwarte, betreibt an drei Standorten in der Atacama-Wüste in Chile Observatorien und will den Betrieb ebenso herunterregulieren. Die Grenzen wurden am 18. März geschlossen und alle Arbeitsreisen der Techniker und Forscher zu den Observatorien wurden abgesagt, welche nicht notwendig sind. Alle Veranstaltungen bei den Observatorien sind schon länger abgesagt. Die meisten Teleskope vor Ort laufen derzeit im eingeschränktem Betriebszustand.

Genauso wie mit dem Event Horizon Telescope (EHT): Die Beobachtungskampagne vom 26. März bis zum 06. April wurde abgesagt. Sie wollten ursprünglich in dem Zeitraum weiter mit ihrem weltumspannenden Netz aus Radioteleskopen die Supermassiven Schwarzen Löcher von M87 und der Milchstraße beobachten.

Auch AURA reduziert ihre Forschungsbemühungen. Sämtliche amerikanische Teleskope sowie das Gemini South Telescope fährt ihren Betrieb drastisch herunter. Der für dieses Jahr angesetzte Release 3 der neuen Daten vom Himmelskartografierungssatellit Gaia, der Daten von rund eine Milliarde neuer Sterne und sehr viele Sterne davon mit Angaben von Spektren, Entfernungen, etc. enthält, muss leider verschoben werden. Diese Kataloge stellen wichtige Arbeitsgrundlagen dar. Die bisherigen Kataloge stehen natürlich nach wie vor zur Verfügung.

Quellen:
https://www.esa.int/Newsroom/Press_Releases/ExoMars_to_take_off_for_the_Red_Planet_in_2022
https://www.nextspaceflight.com/launches/; https://www.nextspaceflight.com/launches/past/
https://www.riffreporter.de/weltraumreporter/corona-in-raumfahrt-und-astronomie/
https://futurezone.at/science/so-wirkt-sich-die-corona-krise-auf-die-raumfahrt-aus/400788134

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