Galileo Galilei in 5 Aufzügen – Seine Entdeckung des Pendels
Galileo Galilei ließ sich jetzt also von Ostilio Ricci
exklusiv von der Universität von Pisa in Mathematik ausbilden. Galileo wurde in
dieser Zeit von einer der Besten gelehrt. Ricci war ein exzellenter Pädagoge
und seine Arbeitsweise überzeugte eindeutig den Galileo-Schützling und erzog
ihn so, dass er die Mathematik als ein direktes Werkzeug der Wissenschaft
benutzte, und nicht wie bisher als abstrakte intellektuelle Denkerei.
Allerdings brachte der Einzelunterricht durch Ricci Galileo auch die Arroganz.
Er fühlte sich den anderen Studenten überlegen. In der freien Zeit eckte er
sehr häufig bei ihnen an, wenn sie sich mit ihm unterhalten wollten in den
Plätzen, Örter, die dazu bestimmt waren als „Aufenthaltsraum“, oder als Stätte
des Zeitvertreibs zu dienen. Bald konnte ihn kaum einer ausstehen. Wie das
Verhältnis und Verhalten zu Ricci waren, ist mir nicht bekannt, aber vermutlich
entweder genauso oder wie eine Art Bezugsperson, welche man aufrichtig Respekt
zollen sollte, auch wegen der Tatsache, dass er im Grunde eine intensive,
exklusive Ausbildung gegeben hatte.
Offiziell war Galileo das ganze Jahr über noch ein Medizinstudent und wechselte
offiziell erst mit dem neuen Jahr.
Nach der Ausbildung durch Ricci erhielt er bereits seinen ersten mathematischen Auftrag. Er sollte die militärische Befestigungsanlage der Insel If vor der Küste von Marseille mathematisch betreuen. Er tat es auch und wurde vom dortigen Herrscherhause großzügig entlohnt. Er führte es immer als Beweis an, dass das Mathematiker Sein doch nicht so dämlich und ärmlich war, wie es noch sein Vater zunächst dachte.
1583 fing er mit seiner ersten grundlegenden und sehr
wichtigen Arbeit an. Die Inspiration zu der Arbeit ist gerade zu legendär. Es
ranken sich viele Mythen darum, wie es anfing. In meinem Buch steht zum
Beispiel, dass der junge Student gerade ein Sonntagsvesper in der Kirche und er
blickte scheinbar zufällig an eine Öllampe, welche an der Decke des
Kirchenraums befestigt war. Es war wohl der ständige Luftzug in der Kirche
durch (u.a. wegen der Öllampe ausgelöste Wärmeunterschiede und die dadurch
verbundene inkonstante Luftdichte… könnte man sicher noch ewig weiter spinnen)
auf jeden Fall schwankte – pendelte – sie hin und her und er bemerkte anhand
seines eigenen Herzschlags, wie geradezu regelmäßig sie hin und her schwingt.
Ihn inspirierten diese Ideen sehr intensiv, so dass es sich sofort zu einem Ort
begab, wo er austesten konnte, ob es vielleicht eine Regelmäßigkeit zwischen
dem Pulsschlag und dem Pendeln gibt.
Nachdem er unermüdlich verschiedene Gewichte, Pendellängen
ausprobierte und so lange versuchte, daraus ein Naturgesetz zu erschließen,
fand er irgendwann die Relation. Dieses Prinzip, also dass die Pendeldauer von
der Länge des Pendels abhängig ist, und das Gewicht eigentlich nicht eine Rolle
in der Pendelbewegung spielt, kann man natürlich ohne nähere Beobachtung und
Überlegung nicht wissen. Dieses Prinzip fand später in Uhren eine große Rolle
und auch in der Medizin wurden seine Entdeckungen wichtig, denn mit den Pendeln
konnte man auch kurze Zeitintervalle, wie der Herzschlag, oder die
Lungenfunktion modellunabhängig präzise genug messen.
Die Universität und seine Professoren waren nun zumindest zeitweilig bemüht,
Galileo sympathisch finden.
Sein Vater hegte jedoch in der Zeit nach seiner ersten Entdeckung, bzw. Erfindung eines auf dem Pendel basierenden Zeitmesser Chancen für Galileo in die Medizin einzusteigen. Der Großherzog hatte 1585 40 Stipendien für „bedürftige Studenten“ ausgesetzt und Galileo schien die besten Voraussetzungen überhaupt zu haben. Allerdings fand er die Mathematik bereits so faszinierend, dass er sich ungern auf ein Medizinstudium wieder einlassen würde. Galileo beugte sich, aber wurde auf der höchsten Distanz durch sein arrogantes Benehmen abgelehnt. Aber es kam ein neues Problem auf. Sein Vater hatte keine Möglichkeit mehr, Galileos Studium der Mathematik an der Universität von Pisa zu bezahlen. Da Galileo selbst im Moment kein Geld einbrachte, musste er sein Studium pausieren und zurück ins Elternhaus nach Florenz kommen. Vincenzo war am Boden zerstört. Er sah die aktuelle finanzielle Lage der Familie sehr ernst.
Von 1585 bis 1589 schien er weiterhin primär in Florenz anwesend zu sein. Um die finanzielle Situation der Familie abzumildern und gleichzeitig auch seinen Interessen nachzugehen, gab er Privatunterricht in Mathematik und ging mit seiner Mathematik an die Öffentlichkeit, er hielt Vorträge und er erhielt sogar 1588 den Auftrag in seinem alten Kloster von Vallombrosa den dortigen Novizen zu lehren. Galileo sammelte für seine Familie trotzdem immer noch nicht so viel Geld ein, dass sich die Lage auflöste, allerdings tut die Lage sich durch seine Bemühungen entspannen.
(Es sieht so aus, als ob ich die Zahl der Beiträge über Galileo aufstocken müsste und in einem schnelleren Tempo erzählen sollte.)
Quelle:
Galileo Galilei – Eine Biographie, Autor: James Reston, Wilhelm Goldmann Verlag, ISBN 978-3-442-12744-0, erstmals erschienen 1994 in englischer Sprache.