Die Cherenkov-Strahlung und ihr Einklang in der Astroteilchenphysik

Hintergrund

Die Cherenkov-Strahlung ist im Grunde die bläuliche Leuchterscheinung, die entsteht, wenn geladene Teilchen durch ein typischerweise schwaches oder nichtleitendes Medium fliegen und dabei schneller als die Lichtgeschwindigkeit im Medium sind. Es ist also das optische Gegenstück zum Ultraschallknall. Im nächsten Abschnitt finden sich in paar Bilder dazu.

Der Entdecker dieser Art von Strahlung ist passenderweise Pawel Alexejewitsch Tscherenkow (oder auch Cherenkov). In Russland wird sie auch noch nach ihrem Mitendecker Wawilow genannt: Wawilov-Cherenkov-Strahlung. Tscherenkow, Igor J. Tamm und Ilja M. Frank gewannen 1958 den Physik-Nobelpreis für die Entdeckung des „Tscherenkow-Effekts“.

Im Normalfall interferieren die Wellen, die von den geladenen Teilchen im schlechtleitenden Medium erzeugt werden, sie polarisieren der Flugbahn der geladenen Teilchen benachbarte Atome, destruktiv und neutralisieren sich gegenseitig. Doch wenn das Teilchen eine höhere Geschwindigkeit besitzt, als das Licht, das in dem Medium verfährt, aufweist, dann ergibt sich ähnlich dem Ultraschallknall-Phänomen ein kegelförmiges Wellenmuster, welches die Cherenkov-Strahlung grob gesagt ergibt.

Wir verwenden dieses Phänomen für Beobachtungen in der Astroteilchenphysik, aber dazu kommen wir später noch. Wer sich für die Mathematik hinter dem Phänomen interessiert, der interessiert sich für den Weblink da unten.

Galerie

Massives bläuliches Licht als Cherenkov-Strahlung.
Cherenkov-Strahlung als blasses Blau in einem Reaktor.

Anwendung

Wir nutzen die Cherenkov-Strahlung als eine Art Werkzeug um weitere Effekte zu beobachten. Aber direkt mit der Strahlung können wir noch nichts anfangen. Damit können wir nur andere Dinge sichtbar machen. Mit Teleskopen, die genau darauf geeicht sind, nach dieser Strahlung, bzw. Licht zu suchen. Und das gehört zur Astroteilchenphysik.

Astroteilchenphysik

Die Astroteilchenphysik, eine noch junge Disziplin, welche sich aus der Teilchenphysik zusammensetzt, bloß angewendet in der Astrophysik. Zu der Thematik und Gegenstand aktuellster intensiver Forschung in der Astroteilchenphysik gehören: Neutrinos, Kosmische Strahlung, Gammaastronomie, Gravitationswellen, Dunkle Materie und Dunkle Energie/Vakuumenergie und einige andere Themen. Eng verwandt mit der Astroteilchenphysik ist ganz klar die Astrophysik und Astronomie, Physik, Kern- und Teilchenphysik, aber auch die Festkörperphysik und Plasmaphysik.

Warum Astroteilchenphysik? Der Name Teilchenastrophysik stand auch im Raum, aber Astroteilchenphysik hört sich für dieses Gebiet einfach besser an. Es ist ein moderner Name mit einem modernen, naturwissenschaftlichen Thema.

Die Frage ist jetzt aber, welche Anwendung es für die Cherenkov-Strahlung in der Astroteilchenphysik gibt. Schauen wir uns mal die Kosmische Strahlung an. Da wir nirgendswo sonst, außer auf der Erde sind, interessiert uns ausschließlich die Kosmische Strahlung auf der Erde an. Kosmische Strahlung tritt auf der Erde gerne in Luftschauern auf. Das ist ein heißes Wort, und hoffentlich leicht zu merken. Das Konzept vom Luftschauer ist, dass Partikel der Kosmischen Strahlungen aller Art in die Erdatmosphäre eintreffen, also z.B. α-Teilchen, Protonen, einzelne Atome, und sowas in der Art (am besten so hochenergetisch wie möglich, wegen dem Spaßfaktor jedem Wissenschaftlers), das nennt man das Primärteilchen, dabei wechselwirken sie mit den Atomen und Moleküle der Luft. Sie zerstören förmlich die Teilchen und ihre Produkte, die bei den Reaktionen der beiden Teilchen entsteht, z.B. α-Teilchen, Protonen, Elektronen, Elektron-Antineutrino, Myon (In Englisch: muon), Gammaphotonen, und ein paar andere sind dann die Sekundärteilchen. Die haben aber wiederum noch soviel Energie, dass sie wieder mit anderen Luftteilchen wechselwirken. Diese Luftschauer sehen ein wenig aus wie ein Nervenstrang mit ganz vielen Haaren. Und wie kann man sowas aufzeichnen? Da gibt es hauptsächlich vier verschiedene Arten (wir sind nicht beim Thema Kosmische Strahlung) und eine davon tatsächlich durch Cherenkov-Detektoren, also durch Gerätschaften, die die Cherenkov-Strahlung nutzen, um die Kosmische Strahlung zu detektieren. Da gibt es z.B. die Szintillatoren, das sind so Gerätschaften, die bei IceTop (IceCube) verwendet werden. Meistens verwenden sie Kristalle (Silizium, Quarz…), die die geladenen Teilchen durchdringen, zwar an Energie verlieren, aber jedoch als Cherenkov-Lichtblitze für wenige Nanosekunden am Photonendetektor aufgefangen werden können. Ich bin mir jetzt allerdings unsicher, ob sie einen Photomultiplier verwenden, oder nicht.

Andere Ideen, die Kosmische Strahlung mittels der Cherenkov-Strahlung zu detektieren, ist, z.B. viele Wasser- oder Eistanks mit hochempfindlichen Licht-Sensoren und ggf. Photomultiplier aufzustellen, wie es dem Prinzip ähnlich im Tunka-Tal in Sibirien, beim KASCADE (grande)-Experiment, bei (Super-)Kamiokande, ANTARES. Beim Pierre-Auger-Observatorium in der Pampa, Argentinien, werden scheinbar auch diese Szintillatoren verwendet.

Und da gibt es auch noch hochempfindliche Teleskope, die die Cherenkov-Strahlung in der Luft suchen, z.B. in der Namib-Wüste in Namibia das Projekt HESS, da haben sie ein primäres Spiegelteleskop und in kleiner Entfernung vier weitere kleine Spiegelteleskope.

Wenn euch diese Experimente interessieren, oder ich mal einen langen Beitrag über die Astroteilchenphysik schreiben soll, dann lasst es mich doch wissen, solche Beiträge lässt sich organisieren. Warum kam jetzt längere Zeit nichts? Ich war für eine Woche das KIT Campus Nord, näher das IKP, besuchen und davon werde ich demnächst auch berichten und ein paar Bilder zeigen.

Die Formeln für die Mathematiker, sowie die Cherenkov-Strahlung ein bisschen ausführlicher beschrieben: https://www.thphys.uni-heidelberg.de/~wolschin/eds15_3s.pdf; https://arxiv.org/pdf/1901.00146.pdf

Quellen:
https://www.symmetrymagazine.org/article/august-2009/explain-it-in-60-seconds-cherenkov-light
https://www.mpi-hd.mpg.de/hfm/CosmicRay/ChLight/Cherenkov.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Tscherenkow-Strahlung
https://www.auger.org/index.php/observatory/amiga
https://www.thphys.uni-heidelberg.de/~wolschin/eds15_3s.pdf
Gespräch mit u.a. Donghwa Kang, Hrvoje Dujmovic am 02. und 03.03.2020, KIT Campus Nord, IKP

Bildquellen:
https://particlegadgeteering.files.wordpress.com/2018/02/19963344882_1fa483fb05_z.jpg
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f2/Advanced_Test_Reactor.jpg

Flares – wenn Sterne spucken

Flares, nicht zu verwechseln mit Novae, sind spontane kurzanhaltende Helligkeitsausbrüche. Innerhalb von einigen Minuten oder wenigen Stunden Länge steigert sich die Helligkeit um den Faktor 100, 1000, 10 000, und manchmal noch mehr. Nicht nur bei fremden Sternen tritt sowas auf, auch bei der Sonne im minimalen Maß. Dabei setzen sie in der Zeit auch mit der Helligkeit rückgekoppelt dementsprechend viel Energie frei. Bei dem Vorgang könnte unter einem großen Flare auch die Lebensfreundlichkeit von Planeten ausgelöscht werden. Dabei gilt, dass Rote Zwerge und auch Braune Zwerge, die kleinsten Sterne, die es gibt, am stärksten dafür anfällig sind. Die Sonne ist am obersten Rand zum Roten Zwerg.

Was sind Novae, was sind Flares?

Novae

V838 Mon wurde 2002 zu einer Merger-Nova und zählt nach der klassischen Einteilung nicht zu den Novae.
Datum: 17.12.2002; Bildquelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/d3/V838_Mon_HST.jpg

Novae sind Helligkeitsausbrüche in einem Doppelsternsystem. Sie entstehen bei einer explosiven Zündung der Fusion an der Oberfläche von weißen Zwergen. Novas sind dabei keine Veränderliche, wie etwa LBV-Sterne, oder Zwergnovae, sowie Supernovae. So war die „Nova Monocerotis 2002“ um V838 Mon keine Nova, sondern vermutlich eher eine „Merger-Nova“. Obwohl Novae ebenso schnell verschwinden wie Supernovae. Dabei gibt es sechs verschiedene Arten von Novae:

  • NA: Die Klassischen Novae sind sehr schnelle bis mittelschnelle Novae mit einer Abnahme der Helligkeit von 3 Größenordnungen innerhalb von 100 oder weniger Tagen.
  • NB: langsame Novae mit einer nur langsamen Helligkeitsabnahme. Abnahme der Helligkeit von 3 Größenordnungen innerhalb von etwa 150 Tagen und mehr.
  • NC: sehr langsame Novae; auch symbiotische Novae genannt verbleiben mehrere Jahre im Maximum und ihre Helligkeit verblasst ebenfalls nur innerhalb von ein paar Jahrzehnten.
  • NR: Novae, die im historischen Zeitraum mehrmals ausgebrochen sind. Der Fachbegriff ist rekurrierende Novae.
  • NL: Objekte, die Novae ähneln, aber durch ihre Helligkeitsänderungen, Entfernung, oder spektralen Eigenschaften bislang nur ungenügend erforscht wurden.
  • N: Novae, die sich nicht in eine Gruppe einordnen lassen.

Es gibt immerhin 400 bekannte Novae. Mit Novae lassen sich die Distanz von Galaxien auch außerhalb der lokalen Gruppe präzise bestimmen.

Flares

Allgemeinhin sind Flares sind alle Arten von stark ansteigende und auch wieder abklingende Leuchterscheinungen. So könnte man ein aufblitzendes Flugzeug, welches von der Sonne angestrahlt wird, als Flare bezeichnen.

Bei Flares von Sternen oder von der Sonne handeln es sich allerdings um Strahlungsausbrüche nahe der Photosphäre des betreffenden Sterns. Dabei wird verstärkt Strahlung beobachtet, im gesamtem EM-Spektrum gibt es Ausschläge, auch hochenergetische Partikel wie Elektronen, Protonen und Alpha-Kerne.

Ein Koronaler Massenauswurf der Sonne vom 31.08.2012
Bildquelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/bd/SDO_SDO_20120831_171.304.blend.jpg

Die Sonne durchlebt einen elfjährigen Aktivitätszyklus von Sonnenflecken und sonstigen Erscheinungen. Dabei gibt es bei Sonnenflecken magnetische Anomalien, sie können Massen aus der Sonne in die magnetischen Feldlinien über der Protuberanz lenken. Das nennt man auch Plasma-Magnetfeldbögen. Manchmal steigen sie auch auf und werden „rausgedrückt“. Dann werden Massen aus der Sonne bewegt und stark beschleunigt. Das nennt man einen koronalen Massenauswurf (CME). Das steigert die Intensität der von der Sonne ausgehenden Röntgen- und Gammastrahlung und führt zu erhöhten Strahlungswerten in den Van-Allen-Gürteln und in der Ionosphäre. Polarlichter (Rekombinationsleuchten) werden noch in den mittleren Breiten stark sichtbar sein. Das Schlimmste aber ist, dass elektrische Systeme überlastet werden. Sie fangen Feuer, explodieren, oder mögen nicht mehr angehen.

Die Flares entstehen, wenn das Magnetfeld des jeweiligen Sterns unstabil wird und Plasmastränge freigeben kann. Während dem Flare werden bis zu mehrere Prozent Energien zusätzlich frei, die der Stern sonst freiwerden lässt. Eruptionen treten bei der Sonne stündlich auf, bloß sind sie um viele Größenordnungen schwächer, als sie von den hier beschriebenen Flares sind.

Sind Flares eine Bedrohung?

Sogenannte Superflares auf Roten Zwerge können bis zu eine Millionen Mal intensiver werden. Sie können bei Energien von 1030 Joule erdähnliche Planeten dessen Ozonschicht zerstören und mit der wirklich hohen Energie dann die Lebewesen auf den Planten zerstören. Da solche Superflares selbst bei sonnenähnlichen Sternen beobachtet wurde, welche auch ähnliche relevante Parameter besitzt, könnte auch die Sonne solche Superflares hervorbringen. Superflares mit z.B. 1027 J in einer Stunde sollen bei der Sonne etwa alle 800 Jahre auftreten. So ist die Chance, dass es in einem Jahr mit gewöhnlicher Aktivität passiert, bei gerade mal wenig mehr als 0,1 %. Superflares mit 1028 J in einer Stunde treten etwa alle 5 000 Jahre auf. Die Chance innerhalb eines gewöhnlichen Jahrs bei der Sonne beträgt somit 0,02 %. J ist die Einheit für Energie, so ist sie gleichbedeutend mit Nm (Newtonmeter), Ws (Wattsekunde), oder VAs (Voltamperesekunde), oder mit kg × m2/s2. So ist damit gemeint, dass wir 1 J brauchen, um z.B. 1 N (Newton) (kg × m/ s2) einen Meter (m) hochzuheben. Auf der Erde entspricht 1 N Gewichtskraft fast genau 0,102 kg, dass entspricht vielleicht einer Tafel Schokolade.

Rote Zwerge, Killerzwerge?

Gerade von Roten Zwergen ist es bekannt, dass sie öfters mal einen ablassen müssen. Auf Dauer schadet es den eigentlich vielleicht sogar habitablen Supererden und lässt auf der Oberfläche eine intensivere Strahlung, etwa UV-Strahlung zu. Das ist besonders für komplexere Organismen und Molekülstrukturen gefährlich. So galt Proxima b lange Zeit als möglicherweise lebensfreundlich. Am 24. März 2017 könnte möglicherweise Leben auf Proxima b zerstört worden sein. Dort wurde bei Messungen zufällig ein Superflare von etwa 1025 J/h oder etwa 2,8 × 1021 W entdeckt. Entdeckt wurde der Flare nach einer Revision von den Daten von G. Anglada et al., der eigentlich Staubringe um Proxima nachweisen wollte.

Auch habe ich von einem kürzlichen Fall zu berichten. XMM-Newton, ESAs Röntgenobservatorium fing Röntgenstrahlung von einem Braunen Zwerg der Spektralklasse L auf. Der Braune Zwerg ist etwa 783 Lichtjahre weit weg. Nur in wenigen Minuten, gab er mehr zehnmal mehr Energie frei, als die energetischsten Flares der Sonne. Die Wissenschaftler, die diese Entdeckungen veröffentlichten, haben nicht damit gerechnet, dass das Magnetfeld von Braunen Zwergen der L-Klasse so viel Energie innehaben kann. Seine Bezeichnung ist 3XMM J033158.9-273925 und hat typisch für die L-Klasse eine effektive Oberflächentemperatur von etwa 2 100 Kelvin und strahlt demnach hauptsächlich im Infraroten. Im Vergleich, die Sonne hat eine effektive Oberflächentemperatur von etwa 5 780 Kelvin.

Quellen:
https://abenteuer-astronomie.de/proximas-missverstaendnis-reingelegt-von-einem-flare/
http://www.sci-news.com/astronomy/xmm-newton-x-ray-superflare-ultracool-dwarf-08159.html
https://lexikon.astronomie.info/keywords/Flares.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Protuberanz
https://de.wikipedia.org/wiki/Joule
https://de.wikipedia.org/wiki/Superflare
https://de.wikipedia.org/wiki/Sonneneruption

Impressionen aus dem All, Teil 5

Im Vordergrund ein großer Gasriese-Mond, im Hintergrund ein brauner Gasriese und sein Planet.
Auf einem anderen Mond sieht man den Planeten im Hntergrund.
Kallisto und Jupiter
Beteigeuze und sein zweiter Eierplanet.
Europa, der Jupiter-Eismond.
Mustafa, im Orbit von Beteigeuze.
Ein Sturm auf Mustafa
Der exotische Saturnmond Titan.
Ein Ringplanet von hinten beleuchtet.
Chlor in der Atmosphäre.

Warum Uranus eine gekippte Rotationsachse hat

→ In einem vorhergehenden Beitrag beschrieb ich bereits den Uranus.

Heute möchte ich mich allerdings dem Thema widmen, warum er diese stark geneigte Rotationsachse wohl haben könnte. Dazu müssen wir uns bekanntes Wissen ansehen, welches relevant dazu ist, um später verschiedene Möglichkeiten anzusehen, die mir wahrscheinlich erscheinen.

Relevante Daten

  • Neigung der Rotationsachse von Uranus bei 97,77°
  • Rotationsdauer: 17h14min24sec
  • Mondsystem: 5 Hauptmonde; 24 Asteroidenmonde
  • Fester Kern aus Silikaten und Eisen-Nickelverbindungen, geschätzte Masse: 55 % der Erde
  • Dichte: 1 270,4 kg/m³, das ist etwa tausendmal mehr als Luft
  • Masse: 8,681 × 1025 kg, oder 14,536 Erdmassen
  • Radius: 25 362 km, fast viermal so viel wie der Erdradius
  • Temperatur: bei 1 Bar durchschnittlich 76 K
  • Uranus strahlt nur wenig Wärme ab, etwa 106 % von dem, was er durch die Sonne bekommt.
  • Der Äquator ist eine unerklärlich wärmere Stelle, im Vergleich zu den Polen, trotz seiner Stellung zur Sonne.

Theorien zur Schieflage des Uranus

Wir wissen nur wenig über den Uranus, da bisher nur eine Raumsonde, Voyager 2, ihn besucht hat und lediglich innerhalb von einem Tag an ihm vorbeigeflogen ist. Fast alles detailreicheres Wissen stammt aus dieser Passage. Zwar können wir auch heute noch mit großen Teleskopen Uranus beobachten und durch Observationen mithilfe von verschiedenen Wellenlängen im Spektrum auch von Uranus verschiedene Aspekte genauer betrachten, oder bei Sternbedeckungen, die meist vielleicht bloß eine halbe Sekunde dauern, Teile der Atmosphäre und den Ringen zu durchleuchten, aber schließlich würde es uns viel mehr weiter helfen, wenn wir eine Raumsonde zu Uranus schicken. Soweit ich weiß, gibt es tatsächlich Ideen zu einer Mission, die Uranus und Neptun näher erforschen will.

Alles was man also über die Schieflage des Uranus sagen kann, sind vielleicht nur gute Spekulationen. Sie müssen alles plausibel und möglichst einfach erklären können, was damit zusammenhängen könnte.

Weitestgehend akzeptierte Theorie

Die bekannteste Vermutung ist die, dass ein Protoplanet von fast zwei Erdmassen, oder mehrere Protoplaneten und Objekte, die insgesamt etwa 2 Erdmassen haben. Sie müssten ähnlich wie der Protoplanet Theia mit der Erde in einem Streifschuss den Uranus treffen und ihn so auf eine andere Rotationsachse bringen. Was für mir allerdings ein wenig dagegenspricht ist, dass eben der Gesteins/Metallkern eine Masse haben soll, die nicht so in die Größenordnung passt. Auch kann dieser Aufprall nur während der Entstehungsphase des Sonnensystems passiert sein, denn sonst wären die Monde des Uranus nicht mit seinem heutigen Äquator mitgerückt. In der Entstehungsphase deswegen nur, weil es dort protoplanetare Scheiben um alles Mögliche gab, überall wo es eine Massenkonzentration gab, fühlten sich die Teile in der Nähe angezogen und so entsteht eben eine Scheibe wie ein Wirbelsturm vom All aus um Planeten.

Es gibt immer mal wieder genauere Computersimluationen, wie eine die hier berichtet wird. In dem weiterleitenden Link wird so zum Beispiel berichtet, dass bei einem einzigen Impakt die Monde wahrscheinlich retrograd zur Uranus-Rotation laufen müssten. Bei zwei oder mehreren Impakten soll es wahrscheinlicher sein, dass sie prograd, d.h. mit der Uranus-Rotation laufen. Da die Monde tatsächlich auch mit der Rotation vom Uranus ihre Bahn beschreiben, dürfte letzteres eher hinkommen.

Meinen Überlegungen nach, könnte es ein Protoplanet gewesen sein, der eine der Uranus nahen Bahn beschreibt, hat allerdings eine exzentrische, also elliptische Bahn, jedoch um 1° bis 2° gegen die Bahn von Uranus geneigt. Uranus hat ihn jedoch eingefangen, kurz nachdem der Protoplanet den ab- oder aufsteigenden Knoten (im Bezug auf die Bahn von Uranus) passiert hat. Der Protoplanet ist in eine stark gegen den damalig noch gut ausgerichteten Äquator des Uranus geneigten Bahn eingedrungen und konnte so in einem Streifschuss Uranus umhauen.

Weitere mögliche Theorien

Massenverteilung im Uranus:

Uranus zeigt 2014 einige Flecken. Ein Zeichen für Stürme?
Bildquelle: https://web.archive.org/web/20150511062724if_/https://solarsystem.nasa.gov/docs/uranus2014-09-10.jpg


Es wäre möglich, dass Uranus sein Massenschwerpunkt sich bei der Entstehung oftmals verlagert und so sich gedreht hat. Ein mögliches Indiz dafür ist sein Quadrupolfeld: Bei dem Besuch der Voyager 2 ist aufgefallen, dass sich eine der Magnetfelder eine Achse etwa 60° versetzt zu der Rotationsachse aufweist, und die Achse um 1/3 vom Radius entfernt ist. Möglicherweise bietet der Mantel und der Kern es an, dass sich der Massenschwerpunkt so verlagert werden kann. Jedoch würde der Uranus stärker taumeln, als die meisten Planeten, wenn das immer noch der Fall ist. Einen sich verändernden Masseschwerpunkt könnte auf dem gesamten Aufbau einen Einfluss nehmen, wenn es noch Folgen davon gibt, könnten Klimaanomalien wie die bei dem Uranusäquator, oder geringe Oberflächentemperatur erklärt werden.

Uranus kommt von außerhalb

Vielleicht wurde er in Vergangenheit bei einem nahen Kontakt von einem anderen Sternsystem übergeben. Sein Mondsystem war damals noch näher an Uranus als heute. Sie wurden in unserem Sternsystem übergeben und durch gravitative Einflüsse von Saturn und Neptun konnte er stabil eine sehr kreisförmige Umlaufbahn annehmen. Als einer seiner größeren Monde zu nah an Uranus kam, wurde er durch Gezeitenkräfte zerrissen. Es gibt tatsächlich viele Exoplaneten, die eine ähnliche Masse und Dichte aufweisen, was die Wahrscheinlichkeit nicht mehr ganz so unwahrscheinlich wirken lässt.

Allerdings ist es weit hergeholt. Uranus passt bestens in die Ekliptik und hat eine nicht unschöne Bahn. Seine fremde Herkunft erscheint unwahrscheinlich, sein Material, aus dem seine dichte Gashülle besteht, entspricht ziemlich unserem Sonnensystem. Seine Entstehung im Sonnensystem liegt ziemlich in der Hand.

Quellen:

https://en.wikipedia.org/wiki/Uranus
https://www.scinexx.de/news/kosmos/planetare-katastrophe-am-uranus/
https://www.wissenschaft.de/astronomie-physik/wieso-uranus-auf-der-seite-liegt/

Wie wird Forschung finanziert?

Ich begrüße meine Leser dieses langen Beitrags und wird einen „Haupt“-Beitrag von Anfang 2020 darstellen. Besonders im Mittelpunkt, deswegen ist es auch ein so wichtiger Beitrag, ist die Zusammenarbeit mit dem KIT-Bereichsleiter Prof. Dr. Johannes Blümer für den Bereich V (röm. für 5) „Physik und Mathematik“. Um diese Frage auch genauer erläutern zu können, habe ich mir ein ganz passendes Forschungsprojekt ausgewählt, um es auch als Beispiel zu nehmen. Mein Thema heißt daher Wie wird Forschung finanziert? – Am Beispiel von KIT/KATRIN. Dieser Beitrag umfasst mehr als 4000 Wörter und daher nehmt am besten euer Tablet, geht in den Lesesessel, am besten ein Ohrensessel, zurück und stellt einen Tee bereit. Achtet darauf, dass ihr es schön gemütlich habt.

Was ist Forschung?

Unter der Forschung versteht man die gezielte Suche nach Erkenntnissen in der Wissenschaft, Forschung ist es also eher weniger, zufällig an das Wissen zu gelangen. Das gilt für jede Wissenschaft. Dabei schreibt man am geschicktesten eine Dokumentation in der die verwendeten Methoden, Systematiken, das Vorgehen, die gewonnenen Daten etc. beschrieben werden. Um daraus überhaupt eine Erkenntnis zu gewinnen, muss man die Daten richtig interpretieren können. Wenn diese Arbeit fertig ist, wird sie für gewöhnlich einer Öffentlichkeit publiziert.

Es gibt die Grundlagenforschung, dort werden wortwörtlich nach den Grundlagen geforscht. Die Translationale Forschung ist die weiterführende Forschung, so wie sie im Moment z.B. in der Medizin stattfindet, und in der angewandten Forschung, dort wo die Industrie hauptsächlich forscht, wird es nach Möglichkeiten geforscht, aus dem Wissen einen praktischen Nutzen zu ziehen.

Wie finanziert sich Forschung?

Abbildung 1: Verschiedene Arten der Finanzierung. Aus dem Artikel des MWK BaWü für den Hochschulfinanzierungsvertrag. (Quelle: https://mwk.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/m-mwk/intern/dateien/publikationen/411503_MWK_Infografiken_Broschuere_RZ_onl.pdf; S. 5)

Die Frage, die ja eigentlich interessiert ist, wie dieser Ablauf funktioniert, dass so große Institute, einzelne Experimente und Forschungen, Universitäten oder sowas an Geld gelangen? Wie funktioniert es, wenn sie Geld vom Bund und Land bekommen, z.B. von Steuergeldern? Fertigen sie Präsentationen an, sind es Anträge, kommt das Geld schon mehr oder weniger automatisch dorthin, weil die Organisation in staatlicher Verbindung stehen, oder direkt staatlich sind?
Diese Frage möchte ich im Folgenden beantworten und vielleicht möchte Prof. Dr. Johannes Blümer den Vorgang auch am KATRIN speziell beantworten.

Abb. 2: Interne Ausgaben für Forschung und Entwicklung (Deutschland, 2017). (Bildquelle: 15)

Zuerst klären wir einen scheinbaren Grundbegriff mit einer netten Grafik des Ministeriums für Wissenschaft Forschung und Kunst. So sind die Drittmittel, die in einem späteren Kapitel nochmal angesprochen wird, die konkrete Finanzierung zu einem Forschungsprojekt und läuft idR. Solange wie das Projekt auch läuft.

Abb. 3: Ausgaben von Deutschland im FuE-Sektor von 2000 bis 2017. Man merkt einen Anstieg ab 2007/2008, es markiert der Exzellenzinitiative, Ezellenzstrategie. Später mehr dazu. (Bildquelle: 19))

In Deutschland, als Beispiel, bekommt die Forschung und Wissenschaft insgesamt etwa 99,6 Mrd. Euro. Die Forschung in Einrichtungen, z.B. Hochschulen, Universitäten, und andere Forschungsorganisationen wird aus einem großen Teil mit öffentlichen Mitteln gestemmt, auch deutsche Unternehmen forschen z.B. in der Elektromobilität, oder Maschinenbau, und sind mit 69,1 % sehr stark beteiligt. [15] Öffentliche Mittel sind im Grunde Subventionen. [16]

Der Bund und Land hat als Nachfolger der Exzellenzinitiative von 2007 die Exzellenzstrategie aufgestellt. Ziel ist es, Forschungsorganisationen (Hochschulen, Universitäten, andere Eirichtungen) im internationalen Wettbewerb sichtbarer zu machen und Deutschland als Wissenschaftsland attraktiver zu machen. Dass dieses Projekt funktioniert, hat die Exzellenzinitiative gezeigt. Sie baute die Exzellenzstrategie auf und bereitete die Exzellenzstrategie auf. So werden diese Organisationen nicht nur mit insgesamt 385 Mio. Euro unterstützt, sondern auch mit angestrebten Partnerschaften und Kooperationen unter den Organisationen selbst. So können einzelne Forschungseinrichtungen, oder einen Verbund einen Antrag auf die Unterstützung der sogenannten exzellenten Forschung stellen.

Die Antragsstellung erfreut jeden Bürokraten oder Stand-up-Komödianten: Der Antrag geht zuerst an die Behörde für Exzellenzcluster des jeweiligen Landes, der geht dann weiter an die Deutsche Forschungsgemeinschaft e.V. (DFG), der begegnet uns noch später, und dann an den Wissenschaftsrat.
Die Förderlaufzeit beträgt „zweimal sieben Jahre“ als Drittmittel (projektgebundene Fördergelder) und kann nach dem Ablauf der Laufzeit auch für dasselbe Projekt nochmal beantragt werden. So gibt es aber 10 Universitäten und einem Verbund, die auch dauerhaft gefördert werden. [17]

Abb. 4: Liste der Exzellenz-Forschungsrganisationen: Alles Universitäten und -verbände. (Bildquelle: 17))

Im Jahr 2018 wurde von der DFG knapp 33 200 Projekte mit insgesamt 3,4 Mrd. Euro gefördert und im selben Jahr wurde über 20 200 Förderanträge entschieden. Die Quote der Bewilligung liegt bei fast 30 % und die Förderung bei etwa 34 %. [18]

Das KIT

Abb. 5: Das gegenwärtige Logo des KIT. (Bildquelle: 21))

Das KIT, Karlsruhe Institut für Technologie, ist eine führende Technische Universität in Deutschland und hat mehrere (124) Institute in Karlsruhe und der

Umgebung. Es entstand 2009 als Zusammenschluss der Universität Karlsruhe, die ihren Ursprung 1825 findet, und der Forschungszentrum Karlsruhe GmbH, welche 1956 gegründet wurde. So ist das KIT ein recht junges Forschungszentrum, wenn man da hingegen die Universität Heidelberg betrachtet, welche 1386 gegründet wurde.[1,2]

Abb. 6: Organigramm zur Organisation und Stellung der KIT-Sektionen. (Bildquelle: 3))

Die 124 Institute sind in fünf übergeordneten Bereichen gegliedert. Sie organisieren den Wissenschaftsbetrieb und seine Infrastruktur. Dem Bereich untersteht einem Bereichsleiter. Bereichsübergreifende Forschungsthemen werden von den KIT-Zentren koordiniert. Die Bereichsleiter kontrollieren die fachliche Weiterentwicklung und verteilen ihre Ressourcen möglichst sinnvoll. Die Bereichsleiter vertreten ihren Bereich vor dem internen Präsidium. Das Präsidium ist quasi die Administration des KIT: Sie kontrolliert die strategische Gesamtsituation, verantwortet das Berufungsgeschehen, also irgendwelche Unfälle, sowie die Finanzierung. Das Präsidium des KIT wiederum, vertritt das KIT gegenüber einem Aufsichtsrat und den Zuständigen des Bunds und Land. [3] Die Abbildung 1 beschäftigt sich mit dem Aufbau der Organisation des KIT, das ist ein sogenanntes „Organigramm“.

Das KCETA-Institut

Das KCETA-Institut ist ein Institut, welches sich für die Astroteilchenphysik interessiert, sie unternehmen Forschungen, oder unterstützen sie, weltweit in den Bereichen Kosmische Strahlung, Hochenergie Neutrino-Astronomie, Dunkle Materie, indirekt sowie direkt, in der Quantenfeldtheorie, Theoretische Kolliderphysik, Flavourphysik, Neutrinophysik, wozu auch das KATRIN gehört, Computergestützte Physik, Technologieentwicklung, Beschleunigerforschung, sowie weitere Projekte, die in Planung sich befinden. [26]

Wie finanziert sich das KIT?

Abb. 7: Wie die Gelder aufgeteilt sind. (Bildquelle: siehe 4); S. 102)

Das KIT hatte 2018 einen Jahresetat von 880,9 Mio. Euro. Davon kamen etwa 31,8 % vom Bund und knapp 30 % (29,9 % berechnet; 29,8 % angegeben) vom Land, der Rest (38,4 %) ist von Sonstigen „Drittmitteln“.[1,4] Doch wie hat das KIT das Geld erhalten? Wie kam das Geld von z.B. Bund und Land zum KIT? Im Jahresbericht 2018 vom KIT, welches als Quelle Nr. 4 angegeben ist, wird das Jahresetat in zwei Sektoren aufgeteilt. Der erste Sektor ist der Universitätsbereich und der zweite ist der Großforschungsbereich. Die dazugehörige Grafik steht rechts neben den Text. Die sonstigen Drittmittel sind Verfügungen aus dem DFG, die Deutsche Forschungsgemeinschaft und deren Sonderforschungsbereiche (SFB), die EU, vermutlich Zusatzgelder vom Bund und Land, es gibt auch eine Quelle mit „sonstige Erträge“, das sind vermutlich irgendwelche Spenden, von der Industrie oder eigene Einnahmen.

Abb. 8: Woher die Drittmittel kommen. DFG = Deutsche Forschungsgemeinschaft; SFB = Sonderforschungsbereich. Extln konnte ich leider nicht herausfinden. (Bildquelle: 4))

Was ist KATRIN, was macht KATRIN?

Abb. 9: Die Einweihung von KATRIN am 11.06.2018. Mit dabei Prof. Dr. Blümer: Dritter von links; außerdem noch zwei Nobelpreisträger anwesend. (Bildquelle: 11))

Als Zusammenfassung könnte man KATRIN, also Karlsruher Tritium Neutrino Experiment, zusammenfassen, dass es mit einer ausgeklügelten Methode um eine Größenordnung genauer die Masse des Neutrinos bestimmen kann, als alles bisher. Also kurz: KATRIN ist die bisher genaueste Neutrino-Waage der Menschen. Um vorzustellen, was KATRIN genau ist, habe ich zu den folgenden Fragen, die man vielleicht haben könnte, eine Antwort geschrieben.

Warum nur in Karlsruhe am KIT? Weil das KIT als einzige Forschungsorganisation eine Lizenz hat, bis zu 40 Gramm zu lagern oder verwenden. Deshalb steht KATRIN im KIT. [12]

Was ist ein Neutrino und wie leicht oder schwer ist es denn?

Das Neutrino wurde bereits ziemlich früh, also 1930, von Wolfgang Pauli postuliert, er kam zu der Erkenntnis, dass beim β-Zerfall eine bislang unbekannte Energie bzw. Masse fehlt, oder dass der Energieerhaltungssatz möglicherweise doch nicht korrekt ist. Enrico Fermi ging auf dieses fehlende Teilchen genauer ein und beschrieb es erstmals. So kommt der Name Neutrino daher, dass er das zuvor „Neutron“ genannte Teilchen in Neutrino umbenennt.[5] 1933 wurde diese Theorie erstmals einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt und eine Frage nach dem experimentellen Nachweis entstand. Da das Neutrino so leicht sein muss, war klar, dass diese Aufgabe schwierig werden wird. Der Suffix -ino ist ein italienisches Diminutiv (Verkleinerungsform/Verniedlichung). Eine Beobachtung gelang tatsächlich erst 1956. Ein Kernreaktor, der benutzt wurde, emittiert durch den Betazerfall sogenannte Elektron-Antineutrinos. Die Antiteilchen haben immer die umgekehrten Eigenschaften von den „eigentlichen“ Teilchen.[6] Ein eV/c² entspricht ungefähr 1,782 661 922 × 10-36 kg, ein eV entspricht exakt 1,602 176 634 × 10-19 J. [9]

Eigenschaften von den Neutrinos (siehe 8))
  Elektron-Neutrino (ve) Myon-Neutrino (vµ) Tau/Tauon-Neutrino (vτ)
Elektrische Ladung neutral neutral neutral
Masse < 1 eV/c² [7] <170 keV/c² <18,2 MeV/c²
Farbladung keine keine keine
Spin ½ ½ ½
Wechselwirkungen Schwache, Gravitation Schwache, Gravitation Schwache, Gravitation

Zu einem Elektron z.B. gehört bei einem β-Zerfall immer ein Elektron-Antineutrino, beim Myon ein Myon-Antineutrino, das gleiche wie beim Tau(-on).

Durch die geringe Masse und auch selten große Energie des (Elektron-)Neutrinos wechselwirkt es nur sehr selten mit Materie, was im Folgenden Link ganz gut erklärt wird: https://de.wikipedia.org/wiki/Neutrino#Durchdringungsf%C3%A4higkeit.

Warum ist es so wichtig zu wissen, wie schwer ein Neutrino ist?

Die Neutrinos wechselwirken nicht mit der starken Wechselwirkung, da sie keine Farbladung haben, und da sie elektrisch neutral sind auch nicht mit der elektromagnetischen Wechselwirkung. Sie sind die einzigen Teilchen, mit solchen Eigenschaften. So können sie mit ihrer Masse nur mit der Gravitation wechselwirken, was allerdings auf den Skalen der Teilchenphysik sehr irrelevant ist, und mit der schwachen Wechselwirkung, sie wirkt hauptsächlich im β-Zerfall welche trotz ihrem Namen viel „stärker“ in ihrer Wirkung ist, als die Gravitation, allerdings wirkt die schwache Wechselwirkung nur über extrem kurze Distanzen.

Wie misst KATRIN die Masse der Neutrinos? (Aufbau)

Abb. 10: Die schematische Darstellung von KATRIN. (Bildquelle: 13))
Abb. 11: Der Zerfall von tritium im Beta-Zerfall.
Abb. 12: Der Betazerfall von Tritium dargestellt. (Bildquelle: 14))

Das Messprinzip von KATRIN ist modellunabhängig, erfolgt aber nicht direkt, wie wenn man einen Menschen auf eine Waage stellt. Auch würde das nicht so funktionieren, da wir ja gelernt haben, dass ein Neutrino mit nur sehr schwierig wechselwirkt. KATRIN misst deshalb die kinetische Energie des Elektrons im β-Zerfall. Nämlich wenn ein Tritium-Atom spontan zerfällt (HWZ: 12,32 a), zerfällt es in ein Helium, ein Elektron und ein Elektron-Antineutrino. Dabei wird ein Neutron zu einem Proton (Formel als Bild). Die freiwerdende Übergangsenergie teilt sich in der Ruhemasse des Elektrons, wenn das Neutrino massiv ist auch in die Ruhemasse des Neutrinos, und der Rest als kinetische Energie in Elektron und Antineutrino.

Grundsätzliche könnte jedes Isotop, das in einem Betazerfall zerfällt, dafür genutzt werden. Die Wahl fiel jedoch auf Tritium, da es eine geeignete Halbwertszeit hat (s.o.) und eine möglichst einfache Kernstruktur aus nur wenigen Nukleonen. [14] Die genaue Arbeitsweise bis ins kleinste Details, was ich durchaus machen könnte, allerdings habe ich nicht vor das alles zu erklären, da das den Rahmen und meine vorgegeben Zeit einfach sprengt. Gehen wir aber weiter zu den einzelnen Bausteinen von KATRIN, die ich erläutern mag.

Rear Section/Schlusssektion

Auf der Webseite ist der Text zwar „unter Bearbeitung“ (Stand 05.02.2020) [22], aber meine Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Johannes Blümer ergab, dass die Schlusssektion Ionen aufnimmt und elektrisch neutralisiert, es definiert das Potential der Gasquelle. (Siehe E-Mails mit Prof. Dr. Johannes Blümer)

Transportbereich

Aus dem WGTS (Windowless gaseous tritium source, fensterlose, gasförmige Tritium-Quelle) kommt das Tritium für den Hauptspektrometer. Das Tritium hat eine recht hohe Reinheit von > 95 % und wird auf 27 K / -246 °C. Es werden ständig nur wenige Gramm Tritium in den Spektrometer-Bereich gelassen. In dem weiteren Bereich, z.B. DPS (differenzielle Pumpstrecke), wird das Tritium für den Spektrometer aufbereitet. [23, 24]

Spektrometer-Bereich

Im Spektrometer-Bereich wird zuerst die energiearmen durch den Zerfall entstehenden Elektronen absorbiert, da sie keinen weiteren Nutzen haben, der Vorspektrometer kommt aus den ersten Tests im Rahmen des KATRIN-Projekts. [27] Im Hauptspektrometer werden die Elektronen über ein starkes magnetisches Feld geleitet und dort wird auch gemessen, wie sich die Elektronen am Ende des Spektrums sich verhalten, welche wichtige Informationen über die Neutrinomasse enthalten. Das Monitor-Spektrometer misst die Position der Elektronen aus den Zerfällen, zur Überwachung der Spannungsstabilität dient der Hauptspektrometer als sehr präzises Instrument. [25]

Wie finanziert sich KATRIN?

Bisher kostete KATRIN übrigens etwa 60 Millionen Euro [12] (Stand: höchstens 29.11.2019). Prof. Dr. Blümer hat mir verraten, dass jedes Jahr 15 Millionen Euro Personalkosten etwa entstehen, die USA sollen direkt 10 % der Kosten beisteuern, auch Tschechien hat einige 105 Euro beigesteuert und unverzichtbares Know-how. Allgemein gilt bei internationalen Projekten, dass man nie auf das Geld schauen sollte.

Um sich ein Bild zu machen, in welchen Größenordnungen sich eine Investition wie KATRIN bewegt, muss man sich den Aufwand anschauen, der hier betrieben werden muss. Produziert wurden die Bauteile von KATRIN in der Nähe von Regensburg. Da die Teile für den Straßen- oder Schienentransport zu groß sind, mussten die Teile auf dem Schiffsweg transportiert werden. Per Schiff ging es von Regensburg über die Donau ans Schwarze Meer und von dort über den Bosporus, das Mittelmeer, den Atlantik bis über den Kanal in den Rhein rein. Dieser Hauptspektrometer wurde dann in Leopoldshafen abgelegt und per Transporter ganz langsam durch die Straßen von Leopoldshafen ins Campus Nord in die eigens dafür errichtete Halle gehievt. Zuvor wurde jede Engstelle der Reise des Hauptspektrometers ausgemessen, nicht dass er Durchmesser zu groß werden würde. [27] Die Seereise dauerte zwei Monate.

Als Gegenzug bekommen die internationalen Partner und auch inländische Mitarbeiter eine gute Ausbildung, Studium oder Promotion. Bei der Beteiligung am Projekt erhoffen sich die Geldgeber und Wissenschaftler etwas Anerkennung.

Nachdem um 2000 die ersten Ideen von einer noch präziseren Neutrino-Waage aufkamen, als es sie bisher schon gibt, z.B. in Mainz oder Troitsk bei Moskau, hatte man sich in einem Workshop führende Neutrino-Wissenschaftler berufen und einige aus dem Bundesministerium nach Bad Liebenzell in eine Burg eingeladen und darüber nachgedacht, wie man so ein Projekt verwirklichen konnte. Einige Tage später soll einer vom Bundesministerium in Bonn am KIT angerufen haben und nachgefragt, wie viel das Projekt wohl kosten würde. „So ungefähr 2 Millionen Mark“. Nachdem man einige Tests und Simulationen durchgeführt haben soll, und erste Teile gebaut wurden, waren die Kosten auf 16 und später auf 24 Millionen Euro gestiegen. Diese wurden von dem Ministerium auch gebilligt. Nachdem wieder einige Jahre vergangen waren und festgestellt wurde, dass der 7-Meter-Hauptspektrometer leider nicht ausreichte, dass die Kosmologen ihr Verständnis über das Universum in den ersten Momenten verbessern können. So wuchs der Hauptspektrometer von 7 auf 10 Meter an. Jetzt brauchten sie Gelder von 32 Millionen Euro und einen Grund, dass sie das Projekt weiter finanzieren. Sie gaben an, dass das Projekt nur in Karlsruhe durchführbar ist, weil es das bis heute übrigens noch die einzige Universität ist, die soviel Tritium bereitstellen darf. Das war ein guter Grund. Dann war noch einige Überzeugungsarbeit notwendig, dass das Tritium aus dem nicht mehr verwendeten Tritiumlabor für den Tritium-Testfusionsreaktor für KATRIN zu verwenden. Nachdem klar war, dass diese Hochspannung von ca. -18 535 Volt für den Messprozess über Jahre unbedingt halten muss, genauso wie mit der konstanten Temperatur von etwa 27 K des Tritiums (Zahl aus 23)), mussten neue Technologien her, oder das KIT schaltet sich mit der Uni in Göttingen in Verbindung, jedoch hatten sie eine solche Technologie auch nicht, nur die Tschechen, über die die KATRIN-Kollaboration eher zufällig gekommen sind, die auch an sowas schon jahrzehntelang arbeiten, hatten diese Technologie. Sie wurden dann ebenso ins Boot geholt und lieferten dieses „unverzichtbares Knowhow“ für KATRIN. Die größte Schwierigkeit lag darin, diese Tritium-Aufbereitung vor dem Spektrometerbereich zu bauen, bzw. bauen zu lassen. Es wurde eine Firma in Kalifornien, USA, beauftragt diesen Teil für einen Festpreis von 8 Millionen Euro oder Dollar zu bauen. Leider schaffte es diese Firma aus Los Alamos nicht, den Teil zu liefern und so erklärten sie sich bereit, die bisher gefertigten Teile plus 10 Millionen Euro bereitzustellen und sich von dem Vertrag zurückzuziehen. Das KIT hätte theoretisch gerichtliche Schritte dagegen einleiten lassen können. Der Hauptspektrometer lieferte für einen 6,5 Millionen Euro Vertrag plus Transport in KIT die Deggendorfer Werft. Das war sozusagen ein Schnäppchen im Vergleich dazu, wenn man den Hauptspektrometer in eine noch extra gebaute Halle bauen zu lassen. Bis zum Tag, an dem das Projekt soweit stand, wurden wie bereits gesagt ziemlich genau 60 Millionen Euro ausgegeben. [27]

Ablauf des Gespräches oder E-Mail-Wechsel mit Prof. Dr. Blümer

Zuerst habe ich mit einer willkommenden Nachricht an Prof. Dr. Blümer den E-Mail-Wechsel begonnen.

Nach bloß 31 Minuten kam bereits eine fast schon unerwartet schnelle Antwort von ihm zurück, zum aktuellen Stand (12.02.2020) bisher noch die einzige E-Mail:

Allerdings habe ich erst am 03.02.2020 gegen 11:46 antworten können:
Ich habe mich erkundigt, ob ein Treffen stattfinden könnte. Am 12.02.2020 habe ich nochmal eine Antwort geschickt, mit meinen Fragen, dessen Antworten ich in meine Arbeit einbeziehen werde, allerdings, wie schon erwähnt, hat er sich bis zum 12.02.2020 noch nicht gemeldet, was wohl an seiner großen Geschäftigkeit liegen wird. Meine E-Mail beinhaltet noch fröhliche „Emoticons“:

Meine Fragen betreffen einige Themen meiner Arbeit und sind möglichst auf sein Aufgabengebiet angepasst.
Also sind die Fragen diese:

  • Fragen zur Finanzierung von KATRIN (mein eigentliches Thema):
    • Wie ist der Anteil von Grundfinanzierung, Programmmittel und Drittmitteln?
    • Sind Betriebe der freien Wirtschaft beteiligt?
    • Sind auch ausländische Geldgeber beteiligt?
    • Was versprechen sich die einzelnen Parteien von ihrer Beteiligung?
    • Welche Gegenleistungen bekommen Geldgeber (Staat, Hochschule, ggf. Betriebe, ggf. ausländische Partner)
    • Wie läuft das ab, dass man finanziert wird, gibt es Anträge, werdet ihr vielleicht unvermittelt finanziert, gibt es Präsentationen für die Geldgeber…?
  • Fragen zur Bedeutung von KATRIN
    • Was denken Sie, wie bekannt KATRIN in der Öffentlichkeit ist?
    • Und wie international ist KATRIN?
    • Warum ist es so wichtig zu wissen, wie schwer ein Neutrino ist und warum sollte der Geldgeber dafür Geld geben?
  • Fragen zur Funktionsweise von KATRIN
    • Wie funktioniert KATRIN, gibt es irgendwelche Handbücher als PDF zum Beispiel auch für nähere Informationen, als bislang auf dem schnellen Weg via Wikipedia, o.ä. möglich ist?
    • Was macht die Rear Section/Schlusssektion bei KATRIN?
  • Fragen zu Ihrer Person
    • Was machen Sie in ihrem Beruf genau?
    • Darf ich fragen, wieviel Sie etwa verdienen und wie sehr Ihnen das Geld wichtig ist?
  • Fragen zur Finanzierung des KIT
    • Wie funktioniert die Finanzierung beim KIT?
    • Wie wird das Geld intern unter den Bereichen und Instituten verteilt?

Am 12. Und 13.02.2020 ging es dann auf einmal rund: Prof. Dr. Johannes Blümer hat auf meine Fragen passende Antworten gegeben und super kurzfristig einem Treffen für den 13.02.2020 gegen 16:00 Uhr bei mir zugestimmt. Seine Antworten per E-Mail sind:

Fragen zur Finanzierung von KATRIN (mein eigentliches Thema):

Wie ist der Anteil von Grundfinanzierung, Programmmittel und Drittmitteln?

Der Aufbau hat exakt 60 M€ als Investition gekostet. Grundfinanzierung und Programmittel kann man bei Helmholtz’ Programmorientierter Förderung eigentlich nicht unterscheiden. Die Drittmittel sind ca. 5 M€, wiederum nur der Investanteil. 

Zusätzlich braucht das Projekt bei 150 Personen ca. 15 M€/a Personalkosten, die in den 60 M€ NICHT enthalten sind.

Sind Betriebe der freien Wirtschaft beteiligt?

Als Auftragnehmer, z.B. die Deggendorfer Werft hat den Tank gebaut. Wichtig war auch “Research Instruments” in Bergisch-Gladbach…

“Im Projekt drin” sind keine Firmen.

Sind auch ausländische Geldgeber beteiligt?

ja, USA steuern direkt 10% zu den Betriebskosten bei.

Viel läuft über sogenannte ‘in-kind’-Beiträge: Sachen und Verfahren, ohne die es nicht geht. Tschechien z.B. hat wenig Geld (wenige 100 T€) aber unverzichtbares Knowhow beigetragen. Für eine faire Anerkennung darf man in internationalen Projekten NIE NUR AUFS GELD schauen!

Was versprechen sich die einzelnen Parteien von ihrer Beteiligung?

Man ist dabei, wenn eine unglaublich wichtige Größe gemessen wird. 

Und wer das kann, der kann mit diesen Kompetenzen auch noch anderes…

Welche Gegenleistungen bekommen Geldgeber (Staat, Hochschule, ggf. Betriebe, ggf. ausländische Partner)

Grundlagenwissen und Technologie sowie bestens ausgebildete Leute (Master, Dr.)

Wie läuft das ab, dass man finanziert wird, gibt es Anträge, werdet ihr vielleicht unvermittelt finanziert, gibt es Präsentationen für die Geldgeber…?

Es gibt (vergessen weiter zu schreiben?)

Fragen zur Bedeutung von KATRIN

Was denken Sie, wie bekannt KATRIN in der Öffentlichkeit ist?

Sehr bekannt, vor allem wegen dem Tanktransport. (Dort waren 30 Tausend Menschen anwesend! [27])

Unsere Medienanalyse zeigt auch eine Riesenresonanz auf das erste Messergebnis.

Und wie international ist KATRIN?

Naja, total mit x Ländern, siehe Webseite-

Warum ist es so wichtig zu wissen, wie schwer ein Neutrino ist und warum sollte der Geldgeber dafür Geld geben?

Weil die Neutrinomasse eine fundamentale Größe ist. Im Standardmodell der Teilchentheorie ist die Masse Null. Aus den Neutrinooszillationen weiß man aber, dass die Masse nicht null sein kann (=Nobelpreis). Neutrinos waren nach dem Urknall die ersten massiven Teilchen, die sich quasi-frei bewegen konnten, sie hatten geringe Wechselwirkung und flogen bei kleiner Masse und hoher Energie mit fast Lichtgeschwindigkeit. Dabei haben sie die ersten Verdichtungen von Materie etwas wieder ausgewaschen. Das Ergebnis ist genau die Klumpigkeit des Universums, wie wir sie aktuell beobachten. Je nach Neutrinomasse sähe das heutige Weltall anders aus.

Fragen zur Funktionsweise von KATRIN

Wie funktioniert KATRIN, gibt es irgendwelche Handbücher als PDF zum Beispiel auch für nähere Informationen, als bislang auf dem schnellen Weg via Wikipedia, o.ä. möglich ist?

ich suche mal was… (weitere Infos sind z.B. auf https://katrin.kit.edu zu finden)

Was macht die Rear Section/Schlusssektion bei KATRIN?

Ionen aufnehmen und elektrisch neutralisieren, das Potential der Gasquelle definieren.

Fragen zu Ihrer Person

Was machen Sie in ihrem Beruf genau?

Als Bereichsleiter Wissenschaftsmanagement und Wissenschaftler/innen dirigieren, gute Rahmenbedingungen setzen, neues anstoßen

Darf ich fragen, wieviel Sie etwa verdienen und wie sehr Ihnen das Geld wichtig ist?

Nein lieber nicht 😉

Geld allein macht nicht unglücklich. In der Industrie bekäme jeder von uns das 3-10 fache, aber man hat da halt andere Zeile

Fragen zur Finanzierung des KIT

Wie funktioniert die Finanzierung beim KIT?

1/3 kommt von der Helmholtz-Gemeinschaft.
1/3 kommt vom Land BW.
1/3 sind Drittmittel, die von den ca. 360 Professor/innen etc. eingeworben werden (durch Anträge…).

(s. Wie wird das KIT finanziert)

Wie wird das Geld intern unter den Bereichen und Instituten verteilt?

Naja, das KIT mit seinen internen Strukturen war ja da bevor es die Bereiche gab. Also war die anfängliche Verteilung so, dass jeder Bereich, das bekommt, was er gemäß seinen Einrichtungen braucht. Nach diesen Startwerten geht es etwas dynamisch zu, je nach strategischen Entwicklungen und Erfolgen bei Begutachtungen. Insgesamt stehen wir mit diesem Mix (s.o. *) stabil und langsam wachsend dar. Deutschland ist mit im Prinzip +3% pro Jahr (!) in die Wissenschaft viel besser dran als die meisten anderen Länder. Das brauchen wir auch, um weiter Hightech produzieren zu können.

Treffen mit Prof. Dr. Blümer

Am 13.02.2020 gegen 16:00 Uhr bis 17:20 Uhr, obwohl er nur eine Stunde bleiben wollte, konnte Prof. Dr. Johannes Blümer bei mir vorbeikommen und erzählte von seiner Laufbahn, dem KATRIN-Projekt in Übersicht, kleinere andere Themen. Er bracht mir sogar plastische Gegenstände für die Präsentation mit, wie zum Beispiel T-Shirts von KATRIN.

Vielen Dank für die Zusammenarbeit, wenn Sie (Prof. Dr. Johannes Blümer) das mal lesen!

Quellen:

  1. http://www.kit.edu/kit/daten.php, abgerufen am 30.01.2020
  2. https://www.uniturm.de/magazin/news/wo-steht-die-aelteste-uni-deutschlands-405, abgerufen am 30.01.2020
  3. Abb.1: http://www.kit.edu/img/organigramm-kit-de_rdax_562x713.jpg, abgerufen am 30.01.2020
  4. http://www.kit.edu/kit/organisation.php, abgerufen am 04.02.2020
  5. https://publikationen.bibliothek.kit.edu/1000097610, abgerufen am 04.02.2020
  6. http://www.neutrino.uni-hamburg.de/sites/site_neutrino/content/e45939/e48540/e48541/e48544/infoboxContent48545/material-vorlesung1-moessbauer-pauli.pdf, abgerufen am 05.02.2020
  7. https://de.wikipedia.org/wiki/Neutrino#Forschungsgeschichte, abgerufen am 05.02.2020
  8. https://www.kit.edu/kit/pi_2019_119_neues-limit-fur-neutrinomasse.php, abgerufen am 05.02.2020
  9. https://de.wikipedia.org/wiki/Elementarteilchen; bzw. https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/1c/Standard_Model_of_Elementary_Particles-de.svg, beide abgerufen am 05.02.2020
  10. https://de.wikipedia.org/wiki/Elektronenvolt, abgerufen am 05.02.2020
  11. https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/22/KATRIN_Transportweg.png, abgerufen ebenso am 05.02.2020
  12. https://www.egg-leo.de/de-wAssets/img/umwelt-wirtschaft/wirtschaft/katrin-einweihung_20180611_web-Bild-KIT.JPG, abgerufen am 05.02.2020
  13. Aus einer Präsentation von Prof. Dr. Blümer; Karlsdorf-Neuthard in den „Schlindwein-Stuben“; am 29.11.2019 gehalten, weitere Beschreibung: https://astronomiefreunde-kn.de/vortragsabend-am-freitag-29-11-19-neutrino-waage-katrin-oder-die-jagd-nach-den-neutrinos/
  14. https://www.katrin.kit.edu/img/Full_Beamline_rdax_758x136.jpg, abgerufen am 05.02.2020
  15. https://www.katrin.kit.edu/deutsch/866.php, und https://www.katrin.kit.edu/img/bdecay.jpg, abgerufen am 05.02.2020
  16. https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bildung-Forschung-Kultur/Forschung-Entwicklung/_inhalt.html#sprg229112, abgerufen am 07.02.2020
  17. Vergleiche: https://de.wikipedia.org/wiki/Finanzielle_F%C3%B6rdermittel; Übersicht, bzw. https://de.wikipedia.org/wiki/Subvention, beide abgerufen am 06.02.2020
  18. https://www.bmbf.de/de/die-exzellenzstrategie-3021.html#accordion-content-8, bzw. https://www.bmbf.de/de/die-exzellenzstrategie-3021.html, abgerufen am 06.02.2020
  19. https://www.dfg.de/download/pdf/dfg_im_profil/geschaeftsstelle/publikationen/flyer_zahlen_fakten_de.pdf, abgerufen am 06.02.2020
  20. https://www.stifterverband.org/sites/default/files/styles/1000x563_c90/public/forschung_und_entwicklung_fue-facts_2017_infografik.jpg, abgerufen am 07.02.2020
  21. https://www.egg-leo.de/de-wAssets/img/umwelt-wirtschaft/wirtschaft/KATRIN-Ankunft-28.11.2006-Foto-KIT-web.JPG, abgerufen am 07.02.2020
  22. https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/3a/Logo_KIT.svg, abgerufen am 11.02.2020
  23. https://www.katrin.kit.edu/deutsch/887.php, abgerufen am 12.02.2020
  24. https://www.katrin.kit.edu/deutsch/888.php, abgerufen am 12.02.2020
  25. https://www.katrin.kit.edu/deutsch/890.php, abgerufen am 12.02.2020
  26. https://www.katrin.kit.edu/deutsch/891.php, hauptsächlich aus dem Abschnitt „Spektrometerbereich“, abgerufen am 12.02.2020
  27. http://www.kceta.kit.edu/26.php, abgerufen am 13.02.2020
  28. Gespräch mit Prof. Dr. Johannes Blümer am 13.02.2020 von 16:00 Uhr bis etwa 17:20 Uhr.

Was muss man beachten, wenn man auf Nature publizieren will?

Eine Erstveröffentlichung in der sehr bekannten Fachzeitschrift Nature ist besonders für junge Wissenschaftler ein Durchbruch. Im heutigen Beitrag möchte ich Tipps, Tricks und Hinweise geben, wenn man vorhat, auf Nature oder allgemeinhin in Fachmagazine seine Ergebnisse und Studien veröffentlichen will. Und wenn es doch nicht funktioniert, finde ich tröstende Worte.

Fachzeitschrift Nature

Nature ist eine wöchentlich erscheinende, englischsprachige Fachzeitschrift, welche ein breites Themengebiet in der Naturwissenschaft abdeckt. Neben Science aus den USA ist Nature weltweit die angesehenste Fachzeitschrift für Naturwissenschaften. Sie ist deswegen auch Laien durchaus bekannt. Sie ist meistens einer der meist zitierten Fachzeitschriften in ihrem Gebiet. Es richtet sich zwar auf die Fachwelt aber will sie auch für Interessierte und allgemein zugänglich sein.

Herausgegeben wird Nature von der Nature Publisher Group vom Verlag Macmillan Publishers, die zu der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck übernommen wurde. Die erste Ausgabe ist vom 04. November 1869. Nature hält Büros in London, New York City, San Francisco, Washington D.C., München, Paris und Basingstoke in Südengland inne.

Was macht eine Publikation der eigenen Leistungen in Nature so besonders?

Nature hat eine besonders große Leserschaft, aber auch eine große und immer stärker werdende Medienwirkung in der Wirtschaft und Industrie, der Presse und Öffentlichkeit und nicht zuletzt auch in der Wissenschaft selbst. Seine eigenen Erfolge und Ergebnisse auf so einem Medium veröffentlichen zu dürfen, zieht erstens internationale Bekanntschaft mit sich und zweitens ist es auch eine großartige Chance für sich oder sein Team selbst.

Allerdings verändern sie nicht deine Karriere wie manche vielleicht denken mögen. Mit einer Publikation stehen nicht alle Grenzen offen und man kann immer ab sofort alles publizieren, was man will. Auch wird einem keine Dutzenden Professorenstellen angeboten. Man erlangt allerdings durchaus Aufmerksamkeit und eine gewisse Bekanntheit, je nach dem wie gut der Beitrag ankommt. Vielleicht mag man damit tatsächlich etwas weiter kommen, aber die Welt wird danach sich nicht um dich drehen.

Was erwartet einem bei der Veröffentlichung?

Vor der eigentlichen Veröffentlichung wird meist 24 Stunden davor eine Pressemitteilung von Nature selbst ausgegeben und ab dem Moment sind mit Anfragen div. Art zu rechnen. Nature hat einen eigenen Pressebereich und enge Beziehungen zu wichtigen Presseagenturen weltweit. Je nachdem, wie wichtig der Beitrag ist und wie gut er ankommt sind mit einigen Dutzend Anfragen zu z.B. Presseinterviews via Skype, Telefon, E-Mail etc. möglich. Es kann auch sein, dass dieselbe Publikation bei einem spezifischen Journal ein nicht so großes Echo aufwirft, als bei der gleichen Publikation in Nature. Es kann sein, dass dich diese Pressearbeiten für einige Wochen oder wenige Monate stark begleiten werden. Bei wirklich guten Arbeiten, insbesondere wenn es fachübergreifende Themen beherbergt, können auch Kooperationsanfragen kommen, oder wenn es eher um angewandte Forschung geht, ob vielleicht die Verfahren genauer erläutert werden könnten, u.ä. Diese Presseinterviews, Anfragen, Fanpost und alles weitere mögliche kommen selbst tief in der Nacht noch rein, die kommen dann eher von der Westküste oder Asien, und wenn man nicht gerade vorhat geheim zu arbeiten, was tatsächlich sehr unüblich ist, muss man sich auch mal Nächte lang mit sowas beschäftigen. Die wissenschaftliche Gemeinschaft lebt ja davon, dass jeder von meinen Ergebnissen profitieren kann und später vielleicht mit meinem Material hilfreiche Erkenntnisse, welche mich auch weiterbringen. Wenn man dann tatsächlich nicht noch weiterarbeiten will, oder viel Zeit offen hat, der kann Monate danach noch einige Vorträge genau darüber halten.

Nutzen für die Nachwelt

Die Arbeiten werden dann unweigerlich zu dem Gerüst an bereits erarbeitetes Wissen kommen und neue Veröffentlichungen und Publikationen werden dann auf denen aufbauen. Irgendwann werden aus den Erkenntnissen auch etwas Nützliches, ein praktischer Nutzen, gezogen. Und deine Technologie oder Erkenntnis kann dann möglicherweise Fachgebiete weiterbringen, von denen man bislang noch nie etwas gehört hat.

Tipps für die Publikation für Nature selbst

Nature schreibt zwar, dass man die Inhalte in allen möglichen Formen einreichen kann. Ja, schon, aber die ganzen Editoren schauen sich täglich einige Publikationen an, von denen erstmal zwei Drittel aussortiert wird, weil sie nicht den Anforderungen oder gewünschten Formen, Übersichtlichkeit, kurz Publikationsrichtlinien. So soll z.B. im Abstract alles wichtige zusammengefasst und leicht verständlich (für Abiturienten…) stehen, wichtig sind für den Teil auch die Methoden. Der Rest sollte auch z.B. Grafiken enthalten und zwar in richtiger Reihenfolge und sollten am besten auch die Fehlergröße usw. enthalten. Wenn es dem entspricht, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Bearbeiter sich das näher ansehen. Jetzt kommt es auf die Fachsprache und gute Wortauswahl drauf an. Die Redaktion wird euch einige Vorschläge an Wortverbesserungen und Umschreibungen schicken, sodass der Text auch ohne Fachwissen der bestimmten Fachrichtung auskommt. Der wichtigste Teil ist jedoch der Inhalt. Die Redaktion wird sich den Inhalt garantiert sorgfältig begutachten lassen. In der Nature-Veröffentlichung geht es auch weniger um die Techniken, Informationen darüber sollen nur dem Verständnis dienen, was man erreicht hat und wie man dahin gelangt ist. Alles andere kann als Anhang oder Weiterleitung angeführt werden. Dieser Teil ist sehr wahrscheinlich auch länger als der Beitrag für Nature.

Wenn es doch nicht bei Nature klappt

Eine Kosten-Nutzen-Analyse könnte helfen, man sollte sich nicht zu sehr auf Details beschränken und auch nicht den Aufwand überstrapazieren. Auf der anderen Seite sollte man sich für seine Arbeit Mühe geben und wie gewohnt mit Bedacht und Sorgfalt zu seinen Ergebnissen kommen. Es gibt Wissenschaftler, die sich zu sehr auf ihre kommende Arbeit vorbereiten und im Nachhinein immer wieder verzweifelnd gegen die Radaktion oder Gutachter ankämpfen.

Allerdings gibt es auch gute eingereichte Beiträge, die abgelehnt wurden. Selbst Nature hat somit schon immens wichtige Forschungsergebnisse abgelehnt. Tatsächlich ist es öfters als man denkt Glückssache. Nur etwa 8 bis 9 Prozent der Publikationen, die bei Nature eingereicht werden, werden auch tatsächlich publiziert. In diesem Fall lohnt es sich gleich mehrere Anfragen an verschiedene Fachblätter zu senden. Gerade wenn der Editor sogar persönliche Notizen bei der Absage anbeischickt, kann man sich sicher sein, dass seine Arbeit gut war.

In Spaces innerer Dialog

Hm, bist du etwa Wissenschaftler und hast selbst bei Nature publiziert? – Momentan zumindest nicht. Und in Nature habe ich bislang auch noch nicht publiziert. Aber ich bin der Wissenschaft ziemlich nahe. – Okay, jetzt bin ich verwirrt, wie kannst du dann Tipps geben? – Da gibt es diverse Kontakte und Personen. Außerdem braucht man noch ein bisschen Kreativität. – Verstehe. Aber was sucht dieser Beitrag in GSA? – Er hat auch was mit Wissenschaft zu tun. In dem Fall, wie das Leben von Wissenschaftler aussehen. Magst du den Beitrag? – Er ist inspirierend. Und kommen noch weitere Beiträge dieser Art? – Nicht direkt von dieser Art, aber es kommt demnächst noch ein Beitrag mit professioneller Unterstützung, ich darf aber nicht zu viel verraten. – Äh, na gut. In diesem Sinne lassen wir uns sicher gerne überraschen und ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend. – (grinst) Ihnen ebenfalls, Tschüss!

Quellen:
https://www.uni-muenster.de/ZBMed/aktuelles/1443

Heute leider kein Bild.

Trumpler-Klassifikation

Wer ist Trumpler?

Robert Julius Trumpler ist in der Schweiz gebürtig, geboren am 02. Oktober 1886 in Zürich und wuchs in guten Bedingungen auf. Er studierte Astronomie und wechselte die Universität nach Göttingen. Im November 1910 erhielt er seinen Doktor. Wenige Monate später zog er zurück in die Schweiz. Er bekam durch den Direktor des Allegheny Observatory, Frank Schlesinger, eine Anstellung dort. Sie trafen sich 1913 auf einer astronomischen Tagung in Hamburg. Jedoch durchkreuzte der Ausbruch des Ersten Weltkrieges seine Pläne, Trumpler wurde von der schweizerischen Armee mobilisiert und in die Alpen stationiert. Frank Schlesinger übte Druck aus, um Trumpler. So konnte er im Frühjahr 1915 für seine Anstellung am Allegheny Observatory in die USA ziehen. 1918 wechselte er zum Lick Observatory, um mit W.W. Campbell zusammenzuarbeiten. In den USA blieb er dann allerdings dauerhaft und wurde 1921 US-Bürger. 1922 nahm er an der Expedition teil, um die damals noch neue ART (Allgemeine Relativitätstheorie) mit der Sonnenfinsternis vom 21. September 1922 in Australien zu prüfen. Außerdem studierte er in den Oppositionen von 1924 und 1926 sorgfältig den Mars. 1932 wurde er in die National Academy of Science gewählt. 1938 wechselte er als Professor nach Berkeley. Durch sein hohes Alter verließ er 1951 Berkeley und zog sich aus der Astronomie zurück. Er verstarb am 10. September 1956 nach einigen Tagen Krankenhausaufenthalt. Seine wohl wichtigste und bekannteste Arbeit war seine Klassifikation.

Die Astronomical Society of the Pacific vergibt ihm zu Ehren jedes Jahr den Robert J. Trumpler Award für hervorragende astronomische Dissertationen.
Ein Mondkrater ist nach Trumpler benannt.

Die Trumpler-Klassifikation

Er stellte ein System auf, welches offene Sternhaufen nach drei, bzw. vier Charakteristiken klassifiziert.
Die erste Gruppe von Charakteristiken sind gekennzeichnet mit römischen Ziffern.

  1. Der Haufen zeigt eine starke Konzentration von Sternen zum Zentrum hin und hebt sich damit deutlich vom Hintergrund ab. Erinnert an Kugelsternhaufen.
  2. Der Haufen zeigt eine schwache Konzentration, hebt sich dennoch vom Hintergrund ab.
  3. Der Haufen zeigt kaum eine Verdichtung von Sternen zum Zentrum hin.
  4. Der Haufen hebt sich nur sehr schwach oder garnicht ab. Eine Unterscheidung vom Hintergrund fällt schwer.

Die zweite Gruppe mit arabischen Ziffern.

  1. Die Sterne des Haufens leuchten alle mit vergleichbarer Intensität.
  2. Die Helligkeit ist bei allen Mitgliedssternen zumindest ähnlich
  3. Einige Sterne im Haufen sind deutlich leuchtschwächer als andere.

Und in der dritten Gruppe in seinem System verendet er Buchstaben

p             (poor – arm): Der Haufen besitzt weniger als etwa 50 Sterne
m            (moderately – moderat): Ein Haufen mit 50 bis 100 Sterne
r              (rich – reich): Der Haufen hat 100 oder mehr Sterne

Es gibt noch eine weitere Gruppe, die er erst später hinzugefügt hat:

E             (elongated – länglich): Die Form des Haufens erscheint elliptisch oder allgemein länglich
U            (unsymmetrical- unsymmetrisch): Die Sterne das Haufens sind irregulär verteilt.
N            (nebulous – neblig): Besonders junge Haufen haben noch interstellare Wolken eingebettet, die meistens von den leuchtstarken Sternen zum Leuchten angeregt werden.

Die Buchstaben der vierten Klassifikation sieht man auch oft genug als kleine Buchstaben.

Quellen:
http://www.messier.seds.org/xtra/Bios/trumpler.html
Kosmos Himmelsjahr 2016, Hans-Ulrich Keller, Kosmos, ISBN 9783440145807, von 2015, ab S. 239

Die Geschichte der Astronomie, Teil 26

Tycho und Kepler, Teil 7: Keplers Gesetze

Kepler nutzte Tychos Beobachtungsdaten sehr, um seine wirklich bekannten klassischen Gesetze der Bewegung aufstellen zu können. Als Basis für seine Theorie studierte er insbesondere die Marsstellungen, die Tycho Brahe aufgezeichnet hat. Mit den Marsstellungen hoffte er auf Erfolg – und dieser blieb nicht aus!

Kepler vermutete hinter den Bewegungen des Mars eine Ellipse um die Sonne, eine Ellipse ist auch ein schräger Kegelschnitt. Kepler kannte nämlich genau die Eigenschaften von Kegelschnitten, er hatte Apollonius von Perges Werk genau studiert.
Es erscheint mir wirklich bizarr, denn zu Perges Werk hatte Ptolemäus und Kopernikus theoretisch Zugang, aber beide nahmen wahrscheinlich unabhängig von einander an, dass die Planeten Kreisbahnen beschreiben. Jedoch war es für diese Zeit, vermutlich genau aus dem Grund, dass die Gelehrten die Werke von beiden kennen, noch absurd, so wie sein älteres Werk über die fünf platonischen Körper, es erschien den damaligen Gelehrten absolut unverständlich, weswegen denn die Planeten eine elliptische Bahn um die Sonne folgen sollen. Was sollen denn diese Ellipsen überhaut mit dem System der Welt gemeinsam haben?
Doch auch wenn es noch einige Zeit vergehen musste, bis Keplers Gesetze Anerkennung finden, entsprechen sie dem aktuellen Verständnis der Physik.

Zum zweiten Gesetz die Illustrierung wegen dem Fahrstrahl und der gedachten Fläche. Die beiden Flächen sollen gleich groß sein, also braucht der Planet oder Himmelskörper für die Strecke genauso lang. (Ob die Flächen tatsächlich gleich groß sind, habe ich nicht geprüft)
  1. Gesetz: Die Planeten bewegen sich auf Ellipsen, in deren einem Brennpunkt die Sonne steht.
    Eine Ellipse oder ein Kegelschnitt besitzt zwei symmetrisch zueinanderstehende Brennpunkte auf der Längsachse. Brennpunkt deswegen, weil wenn ein Lichtstrahl auf die Begrenzung des Kegelschnitts oder der Ellipse trifft, wird er zu einem der Brennpunkte reflektiert werden.
  2. Gesetz: Der Radiusvektor (allgemeiner bekannt als Fahrstrahl) von der Sonne zum Planeten überstreicht in gleichen Zeiten gleichen Flächen.
    Das bedeutet, dass wenn ein uns ausgedachter Planet auf einer ausgedachten exzentrischen Flugbahn gerade der Sonne fern ist, so ist der Planet zwar langsamer, aber die Fläche wird durch den größeren Abstand genauso groß sein, wie wenn ein Planet zwar sehr viel von seiner Strecke zurückgelegt hat, aber durch den kleineren Abstand zur Sonne dann doch nur die gleiche Fläche geschafft hat. Wegen dem Verständnis eine eigens dafür erstellte Grafik.
  3. Gesetz: Die Quadrate der Umlaufzeiten der Planeten verhalten sich wie die Kuben der großen Halbachsen ihrer Bahnellipsen. U2 = a3
    Der Quotient gilt auch sonst für alle Himmelskörper, die sich in einer Umlaufbahn befinden. Ein Rechenbeispiel: U2 = a3 . Also gilt für U folgendes: U = sqrt(a3) = a × sqrt(a), und für a folgendes: a = 3yrt(U2). Dabei sind AE und Jahre gleichgestellt.
    Da die Formeln aus Word nicht funktionieren, hier nochmal als Bild:

Seine ersten beiden Gesetze beschreiben die Stellungen der Planeten und man könnte die Planetenpositionen ziemlich exakt damit berechnen, wenn man die genauen Stellungen der Planeten kennt. Wenn sie natürlich zu ungenau sind, verfälscht man sich das Ergebnis damit selbst. Erstmals konnte jemand die Bahnbewegung der Planeten richtig erklären und berechnen. Von seinem dritten Gesetz war er selbst beeindruckt. Er vermutete trotzdem ähnlich wie Kopernikus und Ptolemäus, dass der Quotient der Umlaufzeit und der großen Halbachse in einem göttlichen Verhältnis stehen muss, denn er konnte unmöglich für alle Planeten zufällig der gleiche sein.

Sein Vermächtnis sind die Rudolfinischen Tafeln und seiner drei Gesetze, die er mit Verzögerung veröffentlichen konnte. Zu der Zeit tobte nämlich der Dreißigjährige Krieg und viele feindliche Bilder der katholischen, oder sogar der Protestanten, wurden zu dieser Zeit leicht eliminiert. Seine mathematischen Fähigkeiten und Erkenntnissen zu den Kegelschnitten und Tycho Brahes äußerst akkuraten Messungen lieferten ein noch ungenutztes großes Potenzial. 1628 konnte er seine Theorie der gelehrten Welt zugänglich machen. Da sich wissenschaftliche Erkenntnisse jedoch immer noch sehr langsam verbreiten konnten, waren die jungen Astronomen Jeremiah Horrocks und William Crabtee vermutlich im Jahr 1639 die Ersten, die die Rudolfinischen Tafeln benutzten – und das immerhin nach 10 Jahren (und wenigen Monaten). Trotzdem erlangte seiner Zeit keiner von Keplers Werke so großes Aufsehen, wie die von Kopernikus zu seiner Zeit, oder eine Generation nach ihm, die Werke von Galileo Galilei.