Die Geschichte der Astronomie, Teil 23

Tycho und Kepler, Teil 4: Wenn zwei große Gelehrte sich begegnen

Nachdem Tycho Brahe 1597 endgültig genug von Dänemark hatte, zog er nach Holstein mit seiner Ausrüstung. In Holstein konnte er kein Fuß fassen und zog 1599 weiter nach Prag. Es gelingt ihm dort wieder die Gunst eines Herrschers zu gewinnen. Der damalige Herrscher in Prag war Kaiser Rudolf der II. (er regierte bis 1612). Er übernahm die Kosten für die Veröffentlichung seiner Forschungsergebnisse. Doch Tycho Brahe hatte immer noch keinen Mathematiker, der aus seinen Forschungsergebnissen und Daten eine Theorie zur Planetenbewegung und damit eine Vorausberechnung der Planetenpositionen am Firmament.

Tycho Brahe las schon Keplers Erstlingswerk Mysterium Cosmographicum, lehnte es aber weitgehend ab, da es auf dem kopernikanischen Weltbild beruht, dennoch sah er in ihm einen großen ideenreichen Mathematiker. Er entschied sich, den Kepler einzuladen.
Am 04. Februar 1600 trafen sie zum ersten Mal im Schloss Benatek aufeinander, wo Tycho Brahe zu dieser Zeit lebte. Die gemeinsame Arbeit erwies sich als schwierig, denn ihre beiden Charakterzüge kollidierten öfters. So war Tycho Brahe der wilde, spontane, grobe und jähzornige und machtsüchtige Mensch, aber Kepler, der junge Bursche war eher empfindsam, er hatte mit den starken Folgen seiner kindlichen Pockenerkrankung und den damals noch mangelnde medizinische Erfahrungen zufolge, waren Krankheiten noch schwierig. Dennoch versuchten sie ihr Bestes, denn sie erkannten die Notwendigkeit von Keplers Arbeit bei Tycho Brahe.

Sie begannen allmählich ihre Arbeit aufzunehmen, Kepler soll die mathematischen Arbeiten und Grundlagen schaffen, für die Rudolfinischen Tafeln (nach dem damaligen Herrscher benannt), nachdem man die Planetenstellung endlich besser vorhersagen konnte.
Auch hier tauchten wieder Schwierigkeiten auf: Tycho Brahe stellte dem Johannes Kepler immer nur gerade so seine Beobachtungsdaten frei, dass er damit arbeiten konnte, jedoch konnte er so unmöglich zu einem richtigen Ergebnis kommen.

Am 24. Oktober 1601 verstarb er, jedoch sind die Todesumstände etwas bizarr.
(Darüber erscheint etwas beim nächsten Mal), entschuldigt die Knappheit, zu dem Thema gibt es nicht besonders viel, zumindest nicht mysteriöses oder sensationelles.

Quellen:
ISBN: 9783866901131
https://de.wikipedia.org/wiki/Tycho_Brahe

Astrologie und Astronomie

Viele Menschen, die keine Ahnung von der Astronomie haben, oder sagen, dass sei ihnen zu hoch (Hah! ^^) und andere, die sich nur moderat dafür interessieren, oder andere Schwierigkeiten mit der Materie haben, können die Astrologie nicht von der Astronomie unterscheiden. Dass zum Beispiel die Wörter so ähnlich geschrieben werden. Wobei der Unterschied noch vor 2, 3, 4 Hundert Jahren nicht all zu groß war. (Dennoch hat Keplers Frau in seinen jungen Jahren ihn verlassen, weil sie glaubte, dass die Astrologie modern gesagt Aberglaube ist.) Tatsächlich hat die Astrologie nicht viel mit einer Wissenschaft gemeinsam.

Warum schreibe ich so einen Beitrag? Weil ich letztens schon wieder jemand gehört habe, der das irgendwie durcheinanderbringt. Außerdem ergänzt es meine Sammlung an Beiträgen hier auf GSA und lässt sich hoffentlich auch ein wenig verbreiten. Also für Interessierte: Normalerweise geht es hier auch viel tiefer in die Materie rein.

Unterschiede

Was bedeutet Astrologie? Was bedeutet Astronomie?

Astrologie setzt sich aus den Wörtern „ástron“ und „lógos“ zusammen. Wobei „ástron“ das Wort für „Stern“ ist und das Wort „lógos“ das Wort für „Lehre“ ist.
Astronomie setzt sich auch aus „ástron“ zusammen, aber beinhaltet nicht „lógos“, sondern „nómos“, was so viel wie „Gesetz“ bedeutet.

Was macht man in der Astrologie Astronomie?

Die Astrologie ist heutzutage besonders an dem Erstellen von Horoskopen interessiert. Mithilfe von solchen Horoskopen kann die Zukunft von dir, meist auch danach in welchem Sternzeichen man angeblich geboren ist (Unterscheide Sternzeichen von Sternbildern! Sternbilder sind in der Astronomie Örter an der Himmelsphäre und um sich zu orientieren gedacht). Natürlich sind die Horoskope so allgemein gehalten, dass es vielseitig interpretier bar ist. Tatsächlich können statistisch gesehen Astrologen, die zukünftige Ereignisse anhand von irgendwelchen uninteressanten Konstellationen voraussagen wollen, genauso gut Ereignisse vorhersagen, wie jemand der willkürlich und zufällig Dinge deklariert. Ferner, in rechteren oder konservativeren Kreisen hat die Astrologie auch Verbindungen zur Esoterik und in den Okkultismus.

Die Astronomie ist dagegen eine Naturwissenschaft die wirklich versucht anhand von empirischen Methoden und Belegen die Welt außerhalb unserer Erde kennenzulernen. Sie ist die Wissenschaft von den Gestirnen und Himmelskörpern sowie die mathematischen Grundlagen der Beziehungen zueinander oder das Verhalten der Himmelskörper. Das Verhalten kann eine Bewegung sein, die Beziehung zueinander eine Wechselwirkung und die Himmelskörper Sterne, Planeten, Monde, aber auch Sternhaufen, Galaxien und Galaxienhaufen. Auch wird die Astronomie im Gegensatz zur Astrologie an Schulen, aber hauptsächlichen in Universitäten gelehrt. Die Forschungsergebnisse und das Verständnis finden in der Öffentlichkeit wesentlich mehr Interesse. So kann man mit etwas Geld auch die Astronomie zum Hobby (Begriff: Amateurastronomie) gemacht werden, indem man sich ein handelsübliches Teleskop zulegt.

Probleme mit der Astrologie

Die Probleme in der Astrologie sind jetzt ziemlich klar. Die Astrologie erklärt die Zusammenhänge nicht zufriedenstellend und echte Prognosen von Ereignissen, wie z.B. in der Mathematik, oder in der Meteorologie (Die Meteorologie hat sich ebenfalls vor Jahrhunderten schon von der Astronomie getrennt) stehen auf einem stabilen Fuß. D.h. sie haben Grundlagen, die auf Beobachtungen beruhen und mithilfe von Modellen können sie möglichst genaue Prognosen machen, aber eben nur wenn die Zusammenhänge hinter Mechanismen verstanden werden können.

In der Astronomie muss man schon genauer hingucken. Auch wenn die Astronomie eine Wissenschaft ist, heißt dass nicht, dass sie immer korrekte Ergebnisse bringt und dass alles was gesagt und behauptet wird zweifelsfrei stimmt. Dennoch haben sich in den letzten Jahren Methodiken entwickelt, um an Wissen heran zu gelangen ohne zu spekulieren und ohne mögliche Lücken dabei zu haben. Das ist aber soweit kein Problem.

Astrologie und Astronomie einfach unterscheiden

Astrologie ist also keine Wissenschaft, die Wissenschaft ist Astronomie, oder sowie die Stupidedia ausdrückt: Astronomie – n wie Naturwissenschaft; Astrologie – l wie Lügner, Labertasche. Oder noch besser: Harald Lesch kein Astrologe! Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Astrologie
https://de.wikipedia.org/wiki/Astronomie
https://www.stupidedia.org/stupi/Astrologe

Das Sternbild Fuhrmann (Auriga)

Das Sternbild lat. Auriga oder Fuhrmann (Genitiv: Aurigae; Kürzel: Aur) ist ein nördlich gelegenes Sternbild von einer Rektaszension mit ca. 04h38m bis 07h31m und einer Deklination von etwa +28° bis +56° und hat eine Fläche von etwa 657 ½ deg² (Rang 21). In den mittleren Höhen von Mitteleuropa ist Auriga teilweise zirkumpolar, d.h. das ganze Jahr über sichtbar, da sie soweit nördlich sind und unser Standort auf dem kugelförmigen Planeten soweit nördlich ist, dass diese Sternbilder niemals untergehen (z.B. Großer Bär) (und nicht zu verwechseln mit der nichtuntergehenden Sonne im Mittsommer hoch im Norden, wobei das Phänomen ein ähnliches ist.)

Der Fuhrmann ist durch die oben genannte Rektaszension und Stellung am Besten im Dezember zu sehen, wobei es auch im ganzen Herbst und Winter gut sichtbar ist. Er sieht aus wie ein recht gutes Sechseck. Der südlichste Stern, Elnath oder Alnath, gehört zum Sternbild des Stier (β Tauri / 112 Tauri), deshalb sieht das Sternbild Auriga in manchen Sternkarten aus wie ein Fünfeck. Früher war er auch dem Sternbild Auriga zugeteilt (Ptolemäus), oder gar beiden Sternbildern. So hieß er nicht nur β Tauri, sondern auch γ Auriga. Nach den modernen Sternbildgrenzen, die von der IAU (Internationale Astronomische Union) festgelegt wurden, gehört er zu dem Sternbild des Stiers (Taurus) und deshalb ist die Bezeichnung „γ Auriga“ ungültig.

Umgebung von Auriga

Geschichte

Auriga war bei den Babyloniern auch schon als Fuhrmann bekannt (Rukubi). Der lateinische Name Auriga bedeutet so viel wie Steuermann.
Die Römer setzten den griechischen König Erichthonios, der der den Wagen mit vier Zugpferden erfunden haben soll, der sich deswegen nicht mehr seiner Schlangenfüße schämte, gleich.
Neueren Deutungen zufolge handelt es sich um einen Hirten, der eine Ziege auf den Schultern trägt. In Sternatlanten, wie der Uranometria von Johann Bayer oder anderen Werken von Hevelius und Bode wird der Fuhrmann als einen starken, bärtigen Mann mit einer Ziege auf dem Arm oder Rücken kunstvoll dargestellt.

Mythologie

Der eben genannte König Erichthonios von Athen war bei den Römern Sohn von dem Gott Vulkan und bei den Griechen Sohn von Hephaistos und der Athene.
Nach Eratosthenes wird Theseus‘ Vater Hippolytos nach seinem Tod als Sternbild am Firmament versetzt.

Sonstiges

Die Nachbarsternbilder vom Fuhrmann sind (von Norden im Uhrzeigersinn) Camelopardalis, Perseus, Taurus, Gemini und Lynx.

Im Sternbild Auriga liegen zwei Radianten bekannter Sternschnuppenströme (Meteorströme), sie werden meist durch Kometen verursacht, dessen Material sich abgetrennt hat. Die Radianten gehören den Strömen der Alpha-Aurigiden und der Delta-Aurigiden.

Alpha-Aurigiden
Auftritt 28.08 bis 06.09
Maximum 05.09
Radiant Südl. von Capella
Durchschnittliche stündliche Rate 6
Geozentrische Geschwindigkeit 66 km/s
Ursprung C/1911 N1 Niess
Delta-Aurigiden
Auftritt 09.10 bis 18.10
Maximum 11.10
Radiant Bei δ Aur
Durchschnittliche stündliche Rate 2
Geozentrische Geschwindigkeit 64 km/s
Ursprung ekliptikal

Capella

Auf Capella gezoomt

Der hellste Stern im Sternbild ist Capella, was so viel wie Zicklein bedeutet, (α Aurigae), mit einer Größe von 0,08 mag und somit der sechsthellste Stern am Nachthimmel und auch auffällig. Capella ist ein Doppel-Doppelsternsystem, also ein Doppelstern, der sich umkreist und in jedem Doppelstern ist ein weiteres Doppelsternsystem enthalten. Der eine Doppelstern, A, besteht also aus Aa und Ab, welche beide der Klasse der gelben Riesen angehört und bei dem anderen Doppelstern H/L handelt es sich um zwei Rote Zwerge. Capella bildet auch die nördliche Spitze des bei Sternfreunden bekannten Wintersechseck. Man kann Capella oft deutlich funkeln sehen.

Tabelle der Eigenschaften von Capella

Sterne im Sternbild Auriga

Liste der hellsten Sterne + AE Aurigae
Sternkarte vom Sternbild Auriga

Quellen:
https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_stars_in_Auriga
https://de.wikipedia.org/wiki/Fuhrmann_(Sternbild)
https://de.wikipedia.org/wiki/Capella_(Stern)
ISBN 978-3-440-16276-7

Rückblick auf 2019

Bildergebnis für change 4
Chang’e-4 landete mit dem Lander und dem Rover Jadehase 2 (im Bild zu sehen) im Südpol-Aitken-Becken auf der Mondrückseite.
Bildquelle: https://www.nasaspaceflight.com/2019/01/china-returning-moon-change-4-mission/
Am Anfang des Jahres gleich, stattete die Pluto-Raumsonde New Horizons 2014 MU69, oder Ultima Thule und Arrokoth einen Besuch ab.
Bildquelle: http://pluto.jhuapl.edu/Galleries/Featured-Images/image.php?gallery_id=2&image_id=606

Yeah! 2019, erstes Jahr mit dieser Webseite. Ich denke, ich habe recht schnell gemerkt, wie ich die Beiträge gut machen kann. Besonders verbessert hat es, als ich darauf geachtet habe z.B. inhaltliche Quellen einzufügen, was ich vorher eher nicht gemacht habe. Auch habe ich dann deutlich mehr Bilder in die Beiträge einbezogen und habe das Design der Webseite immer mal wieder etwas umgestaltet. Und es werden auch immer neue Verbesserungen kommen.

Bildergebnis für beresheet
Am 11.04.2019 zerschellte der Mondlander Beresheet von SpaceIL mit 3facher Schallgeschwindigkeit im flachen Winkel auf dem Mond.
Bildquelle: https://www.deutschlandfunk.de/mission-beresheet-gescheitert-israels-mondabsturz.732.de.html?dram:article_id=455492
Am 10.04 wurde das erste direkte Bild von Event Horizon Telescope eines supermassiven schwarzen Lochs (von M 87) veröffentlicht.
Bildquelle: https://eventhorizontelescope.org/press-release-april-10-2019-astronomers-capture-first-image-black-hole

Was eher nicht so toll war, waren vielleicht die Seiten an sich. Da habe ich nicht mehr viel mehr dann getan, daran arbeite ich langsam, aber es ist das Haupt-Ding dieser Seite die Hauptseite, da erscheinen etwa jeden dritten Tag durchschnittlich ein Beitrag. Doch so Oktober, September Oktober so kamen nicht ganz so viele heraus.

Bildergebnis für eclipse 02.07.2019
Am 02.07 fand eine totale Sonnenfinsternis statt. Hier: beobachtet vom La-Silla-Observatorium in Chile.
Bidquelle: https://www.eso.org/public/germany/news/eso1822/
Bildergebnis für erosita
Am 13.07 startete das Weltraum(Röntgen-)teleskop eROSITA mit einer Soyuz-Trägerrakete.
Bildquelle: https://www.heise.de/newsticker/meldung/Start-erfolgreich-eRosita-auf-dem-Weg-ins-All-4469584.html

Unter allen bisherigen Beiträgen aus 2019 war für mich erst der kürzliche Beitrag über OTRAG sehr gut. Oder jetzt schon wieder etwas länger her, im November war das, denke ich, nämlich diesen ausführlichen Beitrag über den Mond. So lange Beiträge kommen bloß an die Grenze des Zeitaufwands von mir und die technische Kapazität, die einem Beitrag nun einmal gesetzt ist.
Es hat mir immer Spaß gemacht, die Beiträge zu schreiben für euch und für mich. Gute andere Beiträge auch: 2I/Borisov, Parker Solar Probe, ‘Oumuamua, Neptun und ich habe auch darauf geachtet, dass die Reihe „Die Geschichte der Astronomie“ allgemein auch gut ist.

Am 06.09 zerschellte der Mondlander Vikram mit dem Mondrover Pragyan mit der indischen Mondmission Chandrayaan-2
Bildquelle: https://www.isro.gov.in/chandrayaan2-home-0 
50 Jahre Mondlandung mit Apollo 11 am 20.07.
Bildquelle: https://youtu.be/FlpstXNjImY

Im neuen Jahr erwartet gleich am Anfang vermutlich der erste Start meines Projektes. Ich würde dann sehr gerne mein Vorhaben dokumentieren und Bericht erstatten. Ich verrate so viel, dass wir oder ich gerade daran arbeite und bereits ein grobes Startdatum haben: NET März 2020.

Merkurtransit: "Mini-Sonnenfinsternis" ist wohl nur im Osten gut zu sehen
Am 11.11 fand ein Merkur-Transit statt. Der Näschte ist erst im November 2032.
Bildquelle: https://www.heise.de/newsticker/meldung/Merkurtransit-Mini-Sonnenfinsternis-ist-wohl-nur-im-Osten-gut-zu-sehen-4583402.html

Dadurch, dass ich nun das Kompendium der Astronomie habe, habe ich wieder neues Material, über das ich schreiben könnte. Da werde ich mich z.B. der Stellarastronomie widmen oder auch mal der Kosmologie. Auch an dem Serien-Format Eine Ecke weiter werde ich etwas weiter machen. So habe ich Grundlagen in der Raumfahrt vor, was aber auch z.B. „Bernd Leitenberger“ mit seiner Webseite ganz annehmbar macht.

Die Raumfähre Intrepid bei der Mondlandung von Apollo 12 vor 50 Jahren am 19.11
Bildquelle: http://www.apolloarchive.com/apollo_gallery.html

Ich denke, dieses Jahr habe ich auch etwas Reichweite gesammelt. Ich habe meine Webseite weitergegeben, in meinem privaten Umfeld, AIG und auch im Verein. Und so empfand ich das erste Jahr als ganz in Ordnung, was nicht heißt, dass ich meine Reichweite nicht ausbauen könnte. Für die AIG wünsche ich natürlich auch, dass wir manchmal mehr aktive Mitglieder hätten, oder dass das Astronomie-Thema manchmal etwas stärker behandelt werden würde. Oder aber auch, dass man die AIG mit der Webseite stärker verbinden kann.

Bildergebnis für cheops esa launch
Weltraumteleskop CHEOPS sucht nach Exoplaneten. Start am 18.12
Bildquelle: https://www.esa.int/Science_Exploration/Space_Science/Cheops

Und zu guter Letzt: Ein Rückblick auf die wissenschaftlichen Erfolge und Ereignisse aus 2019:

Die Geschichte der Astronomie, Teil 22

Tycho und Kepler, Teil 3: Die Insel Ven

Einige Zeit nach dem Tycho Brahe die neue Supernova entdeckt hat, beschließt er Dänemark zu verlassen und in das Heilige Römische Reich deutscher Nation zu ziehen. Davon bekam der dänische König (Frederik der II.) Wind und wollte auf jeden Fall nicht auf die Fähigkeiten eines so talentierten Astrologen und Astronom verzichten. Frederik machte ihm darum ein verlockendes Angebot: Ein eigenes Observatorium mit allem möglichen Zubehör und Mitarbeiter, die Kosten übernahm der König was etwas mehr als 1 % des königlichen Einkommens war. Er nahm sein Angebot an und blieb bis sein Nachfolger andere Launen entwickelte.

Uraniborg

Schloss und Observatorium Uraniborg
Bildquelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/7e/Uraniborgskiss_45.jpg

Er bekommt ein eigenes Observatorium auf der Insel Ven, einer abgelegenen, und auch nicht sehr dicht besiedelten Insel im Öresund zwischen Dänemark und dem heutigen (südlichen Teil von) Schweden. Als Grundbesitzer würde ihm die Pacht von den Bauern der Gegend zustehen. Tycho Brahe ist, oh Wunder, ja auch von adliger Abstammung. Die Pacht garantierte ihm immer ein eingedecktes Einkommen. De facto stellt der dänische König Tycho Brahe als Lehnsherren ein eigenes Stück Land an. Das Angebot nahm er an und so wurde innerhalb der nächsten Monate das Observatorium fertiggestellt. Sein Observatorium wurde Uraniborg getauft und die Bauzeit war tatsächlich von August 1576 bis 1580.

Uraniborg war typisch protzig gestaltet (und zwar von italienischen und niederländischen Architekten), ästhetisch ansprechend und nach flämischem Stil gebaut. Es war zwölf Meter hoch und wurde von Kuppeln, Zinnen und Turmspitzen gesäumt. Der Wohnbereich war ebenso modern, denn da gab es fließendes Wasser, dafür hatte er sich extra ein hydraulisches System einfallen lassen (Ob die Wasserqualität gut war?). Es wurde recht schnell als Schloss Urania oder eben Uraniborg bekannt. Auf Uraniborg hielt Tycho Brahe zwei große Hunde als Geschenke vom König aus Schottland.

Tycho Brahe tat irgendwie, worauf er Lust hatte, er war hauptsächlich Wissenschaftler, aber auch Künstler und Handwerker und ließ öfters auch Musiker einladen. Er holte auch Mechaniker aus Augsburg auf die Insel Ven, dass sie die präzisesten astronomischen Instrumente seiner Zeit bauen. Darunter stellten sie Quadranten Sextanten, Armillarsphären, Astrolabien, Uhren und parallaktische Zollstöcke aus höchster Qualität und ganz auf der Spitze der Mauerquadrant. Damit konnte Tycho Brahe später auf wenige Bogenminuten genau die Positionen bestimmen. Auch gründete er eine eigene Druckerei vor Ort, um seine Ergebnisse unabhängig drucken zu können und seine Manuskripte nach eigenen Vorstellungen anzufertigen.
So wurde aus Uraniborg das, was sich sein Förderer gewünscht hatte, nämlich das bedeutendste astronomische Forschungszentrum seiner Zeit auf der kompletten Erdkugel.

Stjerneborg

Observatorium Stjerneborg unweit von Uraniborg
Bildquelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/b2/Tycho_Brahe%27s_Stjerneborg.jpg

Tycho Brahe entschloss sich 1584 (1586 fertiggestellt) aus mehreren Gründen eine Art Nebenobservatorium zu errichten, nachdem festgestellt wurde, dass Uraniborg zu klein für all die Instrumente sei und es außerdem aufweichen oder sandigen Boden steht. Um den weichen Boden zu umgehen, wurden die Beobachtungsräume teilweise oder ganz in den Boden eingelassen. Außerdem sollen so stückweit die Auswirkungen von Temperaturschwankungen und Winde kompensiert werden. Mit der Armillarsphäre von Stjerneborg konnte sogar eine Präzession von einer Bogenminute erreicht werden. Stjerneborg war bloß etwa 100 Meter von Uraniborg weit weg.

Nach Uraniborg und Stjerneborg

1597 beschloss Tycho Brahe samt seiner Ausrüstung endgültig nach Holstein zu ziehen. Anlass war ein Wechsel der Herrschaftsperson. Christian der IV. wurde 1588 König und war nicht mehr bereit so stark Tychos Brahe Arbeiten zu subventionieren. So wurde in dieser Zeit sein Etat mehrmals gekürzt. Wie das so bei Herrschern sein kann, die oft andere Pläne haben und deren Bevölkerung dann nicht immer zu berücksichtigen. Diese alten Leiern eben.

Quellen:
ISBN: 9783866901131
https://de.wikipedia.org/wiki/Tycho_Brahe
https://de.wikipedia.org/wiki/Stjerneborg und https://de.wikipedia.org/wiki/Uraniborg

OTRAGs gewaltiger Fehlschlag 2/2

Nach dem Fehlschlag

Der Dritte und verheerende Start von OTRAG.

Von dieser Aufbruchstimmung war innerhalb von wenigen Momenten fast nichts mehr übrig. Doch das Schlimmste war laut dem späteren OTRAG-Chef Wukasch, dass Mobutu vier Stunden zu spät zum Start kam und die ätzende Salpetersäure bereits die Dichtungsringe angegriffen haben muss.

Das interessierte natürlich auch stückweit die Supermächte und besonders jetzt im Kalten Krieg. So starteten Lobbyisten und Geheimdienste mit vorgehaltener Hand undurchsichtige Kampagnen gegen das Start-up: Machte Lutz Kayser mit seinen Raketen das europäische Raumfahrtprojekt der Trägerrakete Ariane zunichte, das Frankreich besonders interessierte? Waren die Starts von OTRAG in Zaire ein Versuch von Deutschland Raketen herzustellen, vielleicht sogar mit militärischen Zwecken? Oder noch besser: Baute OTRAG heimlich für Deutschland Atomwaffen? Rüstete West-Deutschland sich wieder auf?

Die Sowjets schickten ihre Aufklärungsflugzeuge nach Zaire; Rebellen aus Angola setzten ihre Milizen in Marsch und Frankreich und die Staaten entsandten Spione. Der Weltraumbahnhof wurde nun zum Dreh- und Angelpunkt der Weltmächte.
Kayser selbst heuerte nun Söldner aus der französischen Fremdenlegion an und bildete seine Mitarbeiter im Wachschutz aus. Spätestens jetzt übernahm die diffuse Angst der Aufbruchstimmung.

OTRAGs Niedergang

Im Sommer 1979 ahnte man noch nichts, aber an jenem Tag sollte der politische Druck noch mehr wachsen. Im Sommer 1979, auf einer Schlauchboot-Tour auf dem Luvua-Fluss, der ja den Plateaus von u.a. der Startbasis umgibt, kamen sieben deutsche OTRAG-Mitarbeiter ums Leben. Sie stürzten augenscheinlich etwa einen 30 Meter hohen Wasserfall runter. Schnell verbreiteten sich wieder Verschwörungstheorien: War es ein Mordanschlag, möglicherweise durch sowjetische Hand? Die letzte Warnung der Supermächte an Kayser? Oder waren es die angolanischen Terroristen? Der Fall wurde natürlich nicht geklärt. OTRAG flog die Leichen nach Deutschland zurück.

Wegen des großen politischen Druckes durch die internationalen Anspannungen des Kalten Kriegs kündigte Mobutu den Vertrag mit Kayser. Dessen Weltraumunternehmen fand in Libyen, am der Oase Sebha einen neuen Ort. Sie starteten von dort aus, unter Verschluss natürlich, etwa 80 weitere Raketen, deren Erfolg unbekannt ist, wegen dieser strengen Geheimhaltung. 1982 wurde Lutz Kayser nach Hause geschickt und Libyens Diktator Muammar al-Gaddafi übernahm die Raketenversuche. Doch auch diese Tätigkeit wurde eingestellt.
1986 beendete OTRAG schließlich ihre Geschäftstätigkeit und war damit gescheitert.

War es deren Motto „Low Cost“, was vielleicht doch nicht so einfach zu erreichen war? Oder lag es an der heiklen politischen Situation, die die OTRAG unter einem Druck zerbröseln ließ? Es war sicher beides irgendwie.

Das was OTRAG zurücklässt

Ulrich Walter, einer der bekanntesten Raumfahrt-Gesichter aus Deutschland, auch ehemaliger Wissenschaftsastronaut und jetzt Professor an der TU München, meint:
„Prinzipiell können Raketen wie die von OTRAG funktionieren. Allerdings: Wenn ich viele Triebwerke bündle, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass eine oder mehrere Triebwerke ausfallen. Dann ist die Rakete kaum mehr zu steuern.“
Von diesem Problem wussten damals auch die OTRAG-Techniker und montierten zu jedem Triebwerk ein Sensor, der sobald ein Ausfall festgestellt wurde, das achsensymmetrisch gegenüberliegende Triebwerk mit einem Computer auch ausschaltet. Dazu meint Walter jedoch:
„Auch Sensoren funktionieren oft nicht oder zeigen falsch an. Das Problem bei gebündelten Antrieben besteht darin, die Ausfallkomplexität in den Griff zu bekommen. Unmöglich ist das nicht, […]“
Nach seiner Kenntnis arbeitet deswegen weltweit gerade niemand mit diesem OTRAG-Konzept.

Lin Kayser arbeitet bei Hyperganic AG und stellt rein zufällig die Software für die 3D-gedruckten Triebwerke von Isar Aerospace her, dessen Onkel rein zufällig Lutz Kayser war.

Lutz Kayser auf Bikendrik.

Lutz Kayser verweilte von 2007 bis zu seinem Tod im November 2017 auf Bikendrik Island, die er für 99 Jahre gepachtet hat.

Filmtipp: „Fly Rocket Fly“ von Oliver Schwehm https://otrag.com
Inhaltliche Quelle (auch vom ersten Teil): 419058440450210; P.M. von 10/2019
Weblink: https://petermichaelschneider.com/2017/12/07/zum-tode-von-lutz-kayser-der-elon-musk-der-70er/
Bildquellen: https://www.linkayser.com/2017-11-286 und https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.lutz-kayser-stirbt-auf-einer-einsamen-pazifikinsel-der-stuttgarter-raketenmann.0e8425cd-f812-4c6d-99ea-eb37024613be.html?reduced=true

2I/Borisov (C/2019 Q4)

Der Komet Borisov ist das zweite interstellare Objekt, welches unser Sonnensystem durchfliegt. Er ist jedoch eher wie ein gewöhnlicher Komet – im Gegensatz zu ‘Oumuamua. Was ein Komet ausmacht. Über Borisovs Entdeckung

Borisov vom 08. Dezember am Tag seines Perihelions
Bildquelle: https://www.spacetelescope.org/images/heic1922b/

In diesen Tagen bietet sich jedoch eine einmalige Gelegenheit ihn noch genauer zu erforschen: Am 08. Dezember passierte er sein Perihelion von etwa 2 AE. So kann er etwas näher betrachtet werden, denn mit einer Exzentrizität von etwa 3,36 befindet er sich auf einer hyperbolischen Bahn und wird also wieder in einigen Jahren oder Jahrzehnten das Sonnensystem verlassen.
So hat also unser außerirdischer Freund vor Millionen, oder gar Milliarden Jahren ein anderes, fremdes Sonnensystem verlassen.

Entdeckungsgeschichte

Am 30. August dieses Jahres 2019 (Ortszeit 29. August) entdeckte Gennadij Borisow durch sein eigen gebaut und designtes 65-cm-Teleskop ein schwaches Leuchten mit einem breiten, kurzen Schweif. Borisov ist tatsächlich nicht besonders groß. Er sah den Kometen kurz vor Morgengrauen in seinem Teleskop. Dem Amateurastronom Borisov ist es bereits sein achter Komet, aber noch nie hat er natürlich einen interstellaren Kometen entdeckt. „Es war ein großes Glück, dass ich so einzigartiges Objekt zu Gesicht bekomme“, sagte er (scheinbar) zu Alexandra Witze (s. Quelle).

Blick auf unser Sonnensystem

2I/Borisov unterscheidet sich sehr von seinem Vorgänger ‘Oumuamua, welcher bereits 2017 in unser inneres Sonnensystem vorgedrungen war. (Es machte weltweit öfters Schlagzeilen, und habe ich eigentlich schon vom Projekt Lyra erzählt?) (ersten) Schätzungen zufolge soll es 1026 von solchen interstellaren Kometen in unserer Milchstraße geben. Ausgeschrieben ist das die Zahl 10‘000‘000‘000‘000‘000‘000‘000‘000!

Sie entstehen vermutlich in der Entstehungsphase junger Sterne, wenn sich die Planetesimale in den Akkretionsscheiben um das Masse Zentrum, junger noch heißer Sterne, welche aus Gas und Staub bestehen, bilden. Sie werden bei nahen Begegnungen von größeren Objekten zum Beispiel aus gravitativen Gründen aus dem jeweiligen Sternsystem herausbefördert. Den Simulationen aus der Quelle zufolge würdenmehr als 90 % der Planetesimale und Kometen in dieser Entstehungsphase von Planeten aus einem Sternsystem herausgeschleudert.

‘Oumuamua und Borisov geben bereits einen ersten Blick auf die Physik, Dynamik und Chemie junger Sternsysteme außerhalb von unserem. So kann man erfahren, ob unser Sonnensystem irgendwie hinsichtlich der Stoff-Zusammensetzung einzigartig ist, auch getrennt davon, dass der Aufbau unseres Sonnensystems ebenso einzigartig ist.

Anders als bei ‘Oumuamua, der erst bei der Abreise sozusagen entdeckt worden war, konnte Borisov schon vor dem Perihelion finden. Das ermöglicht uns Wissenschaftlern natürlich mehr Zeit um Borisov zu untersuchen. Aus dem Grund kann man über Borisov auch mehr erfahren und somit auf chemische Verbindungen von seinem Herkunftsstern schließen. Der Herkunftsstern ist unbekannt, oder konnte ihn nicht herausfinden.

Die interstellaren Objekte

Die Astronomen hatten als ein erstes interstellare Objekt sich tatsächlich einen gewöhnlichen Kometen vorgestellt, der aus einer anderen Oortschen Wolke stammt. Die Oortsche Wolke ist eine Region, in der kugelförmig (mehr oder weniger) isotrop verteilt, viele Milliarden Kometen sind. Die Oortsche Wolke dehnt sich bis zu etwa einem Lichtjahr aus. Falsch gedacht!

‘Oumuamua war kleines, mysteriöses Objekt, etwa 4-mal länger als breit, vielleicht auch 10-mal länger als breit. Ungefähr 700 Meter lang. Im Vergleich zu den konventionellen, gewöhnlichen Kometen, die wir aus unserem Sonnensystem kennen, ist ‘Oumuamua also winzig! ‘Oumuamua hat auch eine dunkle Albedo, noch dunkler, als bei gewöhnlichen Kometenkernen. Er hat keinen feststellbaren Schweif, hatte allerdings eine Beschleunigung beim Abflug hingelegt, wie wir sie von Kometen auch kennen. Auch taumelte der ‘Oumuamua unkontrolliert herum – eine unberechenbare Rotation aus drei Achsen. Viel mehr konnten die Wissenschaftler nicht herausfinden.

Borisov sieht hingegen ziemlich üblich für einen Kometen aus. Wissenschaftler und Untersuchungen laufen im Moment auf Hochtouren für Borisov, für ihn sind freilich einige Teleskope gebucht. So sind die Wissenschaftler, wie z.B. Karen Meech brennend daran interessiert, ob er sich mit der chemischen Signatur vom Sonnensystem übereinstimmt. Borisov hat einen erstmals geschätzten Durchmesser von zwischen 2 und 16 Kilometer, am wahrscheinlichsten ist er vielleicht etwa 2 Kilometer groß und hat seine größte Annäherung zur Erde am 28.12.2019 von etwa 289,7 Millionen Kilometer. Borisov scheint rötlich gefärbt zu sein. Seine Oberflächenzusammensetzung ist wie erwartet: Ähnlich einem Kometen aus der Oortschen Wolke und auch eher wie ein langperiodischer Komet.

Nach der Entdeckung von ‘Oumuamua haben die Wissenschaftler schon gedacht, dass sie ihre Vorstellungen von interstellaren Objekten überdenken müssen. Mit der Entdeckung von Borisov seien die Wissenschaftler mehr beruhigt. Wobei man sagen muss, dass nach zwei interstellaren Objekten eigentlich noch keine feste Aussage gemacht werden kann.

Alle Neuigkeiten bisher

Neue Informationen waren nach der Information, dass es wegen der hyperbolischen Bahn ein interstellares Objekt sein muss, absolut zu erwarten.
Schon drei Wochen später richteten eine Gruppe von Astronomen um unbekannt von der IAC das 4,2-Meter-William-Herschel-Teleskop nach Borisov aus und entdeckten im sichtbaren Spektrum die Spektrallinien von Cyanid(-gas), die vom Kometenkern wegströmen. (Emissionsline bei 388 nm) So haben sie das erste Mal die Emissionen von einem Gas von Kometen festgestellt, welcher von außerhalb unseres Sonnensystems kommt.

Am 11. Oktober 2019 wies ein anderes Team mit einem 3 ½-Meter-Teleskop in New Mexico atomarer Sauerstoff nach. Er kommt vielleicht von Wasser, das sich im Kometenkern aufspaltet. Dass Cyanidgas und Wasser auftaucht ist allerdings keine Seltenheit und auch bei unseren Kometen üblich.

Auch sei die Evidenz von diatomarer Kohlenstoff wurde berichtet, jedoch noch nicht bestätigt. Das Massenverhältnis von C2 zu CN (Das ist Cyanid) soll aber demnach weniger als 0,3 liegen, was bedeutet, dass es etwas mehr als 3-mal soviel CN auf 2I/Borisov gibt, als C2.

Chancen

Im Laufe der nächsten Wochen werden sind mit neuen Ergebnissen zu rechnen. Die Wissenschaftler und ich auch, hoffe, ob man durch Borisov lernen kann und besser verstehen kann, wie es in fremden Sonnensystemen mit der chemischen Zusammensetzung ist, und wie viele Besucher wie ‘Oumuamua und Borisov in den nächsten Jahren und Jahrzehnten kommen mögen. Tatsächlich haben die Forscher nicht erwartet in so kurzer Zeit zwei interstellare Objekte zu entdecken.
Auch versuchen andere durch Simulationen am Computer herauszufinden, wo die zwei interstellare Objekte herkommen – gar nicht so einfach, denn sie können in der Nähe eines Planemos vorbeigekommen sein, bei seinem letzten Stern auch nur ein Besuch gemacht haben.

i4is

Die Grafik stellt den Kurs und die Manöver dar.

Auch bei Borisov hat die i4is Machbarkeitsstudien durchgeführt, wie man an die interstellaren Objekte herankommen kann. Bei ‘Oumuamua wäre es einfacher, denn er ist nicht ganz so schnell, wie Borisov. Laut i4is könnte man, hätte man Borisov früher entdeckt (Startdatum Juli 2018) mit einer Rakete der Falcon Heavy z.B. recht energetisch einfach eine bis zu 2 Tonnen schwere Nutzlast losschicken können.

Es würde nur noch gehen können, wenn man am 16. Januar 2030 eine extreme Schwerlastrakete, wie das SLS starten könnte – aktuell wäre die Vorbereitung und die Erprobung der noch nicht ganz fertigen SLS das leider erst in 5 Jahren. Aber wenn, dann müsste Richtung Jupiter fliegen, innerhalb von wenigen Monaten, am 13. November 2031, und dann beim Jupiter durch ein Fly-By-Manöver stark abbremsen, dass man in der Nähe der Sonne am 22. Juli 2032 den vollen Schub liefert, vielleicht mit Festtreibstoffraketen, und dann am 21. März 2045 bei einer relativen Geschwindigkeit von 34 km/s den Borisov einholen könnte. Jedoch könnte die Nutzlast nur noch in der Größe eines CubeSats sein (3 kg).

Die Tabelle zeigt, was nötig für die zwei Manöver wäre.

Quellen:

https://arxiv.org/pdf/1909.06348.pdfhttps://ssd.jpl.nasa.gov/sbdb.cgi?sstr=1003639;old=0;orb=1;cov=0;log=0;cad=0#elemhttps://en.wikipedia.org/wiki/2I/Borisov
https://www.spektrum.de/news/rendezvous-mit-einem-interstellaren-eindringling/1689226 eine Übersetzung aus: https://www.nature.com/articles/d41586-019-03530-3

Parker Solar Probe

Die Parker Solar Probe, benannt nach dem US-Astrophysiker Eugene N. Parker startete bereits am 12 August 2018 um 09:31 MESZ und soll zur Erforschung des Sonnenwindes, der Korona und der Sonne an sich fungieren. Der Astrophysiker Eugene N. Parker prägte dabei den Begriff „solar wind“. Das Wissen um die Sonne, das von Parker Solar Probe gesammelt wird, kann vielleicht auch das Verhalten von anderen Sternen besser erklären. Auch soll das Wissen besser uns Bescheid geben, wie man den Sonnenwind besser voraussagen kann und den Schaden, den es auf der Erde, oder im Weltraum erzeugen kann zu minimieren, denn außerhalb der Erde schützt Technologie kein Magnetfeld und ist leichter angreifbar.

Missionsziele

  • Den Mechanismus erforschen, der die Korona auf mehrere Millionen Kelvin aufheizen kann und den Sonnenwind beschleunigt
  • Die Struktur des Plasmas und Magnetfeld am Entstehungsort des Sonnenwinds
  • Den Mechanismus, der die energiereichen Teilchen beschleunigt und transportiert.

Die äußere Korona wird zu Klärung dieser genannten Ziele statistisch ausgewertet. Die Parker Solar Probe wird sich bis zu 8,5 Sonnenradien der Sonnenoberfläche annähern. Das sind 0,04 AE oder etwas mehr als 5,9 Mio. Kilometer.

Frühe Planung

Die erste Idee, die Sonne aus der Nähe zu erkunden, wurde bereits im Oktober 1958 in einer Studie vorgeschlagen. Da die Umsetzung aufgrund der hohen Temperaturen in Sonnennähe nicht möglich war, weil diese Temperaturen dauerhaft nicht beherrschbar waren, wurden bis dato nur Studien durchgeführt.

In den 70ern gab es als Gemeinschaftsprojekt der DLR und der NASA die Mission mit den Raumsonden Helios 1 und 2, die jedoch nicht annähernd so nahekommen werden, wie die Parker Solar Probe.

Ursprüngliche Planung

MMRTG: Radionuklidbatterie

Nach der Ursprünglichen Planung war es vorgesehen, die Parker Solar Probe von einer Atlas V (551) und einer zusätzlichen Kickstage (Star-48) aus gestartet werden sollte und zum Jupiter geflogen wäre. Von dort aus hätte man mit einem Swing-by-Manöver umgelenkt in eine hochelliptische Bahn, welche senkrecht zur Ekliptik stehen würde. Deren Perihel der Bahn nach dem Swing-by würde nur noch 3 Sonnenradien oberhalb der Sonnenoberfläche liegen.
Als Hitzeschild war ein kegelförmiger Schild vorgesehen. Er ist 2,7 m breit und im Schatten würde die Sonde selbst liegen. Lediglich Plasmaantennen würden aus der geschützten Fläche herausragen. Da so keine Solarzellen oder Solarpanele einsetzbar wären, durch die enorme Nähe zu der Sonne im Perihel und der Ferne im Aphel, würden stattdessen MMRTGs eingesetzt werden. Während der ca. Neun Jahre andauernden Mission würde die Parker Solar Probe zweimal das Perihel von 4 Sonnenradien über dem Sonnenmittelpunkt passieren.
Jedoch war der NASA das Konzept wegen den MMRTGs zu teuer.

Design

Die Parker Solar Probe

Die NASA gab dem Applied Physics Laboratory (APL) der Johns Hopkins University (JHU) 2009 nun erneut den Auftrag um eine Sonde für eine Sonnenmission. Sie planten und designten eine stark modifizierte Parker Solar Probe. Die Startmasse der PSP-Nutzlast beträgt etwa 685 kg. Sie ist im Endeffekt 3 Meter hoch, hat einen maximalen Durchmesser von 2,3 Meter und einen minimalen Durchmesser von nur einem Meter an dem Adapter zum Träger.

Hitzeschild

Dadurch, dass nun die Parker Solar Probe 24-mal anstatt 2-mal der Sonne nahekommt, aber einen größeren minimalen Abstand zur Sonne hat, als vorher, muss der Hitzeschild nicht mehr soviel leisten. Die Wärmeeinstrahlung beträgt nur noch ein Sechzehntel. Der Hitzeschild hat einem Durchmesser von 2,7 Meter und ist 17 Zentimeter dick. Die sonnenzugewandte Seite des Hitzeschildes muss bis zu 1430 °C aushalten können. Der Hitzeschild muss also etwa einen Wärmefluss von fast 1 MW/m2 aushalten können. Die Sonneneinstrahlung ist somit etwa 650-mal intensiver als bei uns in 1 AE Entfernung. Da fragt man sich, ob man diese Energie nicht für die Parker Solar Probe nutzen könnte.

Energieversorgung

Die Sonde befindet sich ständig im Schatten des Hitzeschildes. Zur Energieversorgung besitzt sie zwei verschiedene Solarzellensysteme.
Die primären Solarzellen sind an zwei entgegenliegenden Seiten der Sonde und sind im Grunde Solarpanele. Sie können bei der Annäherung an die Sonne um bis zu 75° geschwenkt werden und sie werden, wenn sie der Sonne näher als 0,25 AE kommen, wie beim Start schon, eingefaltet.
Die sekundären Solarzellen sind am Rumpf und übernehmen nach den primären Solarzellen bei der Annäherung an die Sonne. Es sind Hochtemperatur-Solarzellenflächen und werden von der Rückseite Flüssigkeitsgekühlt. Während der Annäherung an die Sonne werden sie weiter eingezogen. Die Solarzellen können bis zu 388 W elektrische Leistung erzeugen.

Kommunikation

Die Datenübertragung funktioniert mit einer Parabolantenne im Ka-Band mit einer Sendeleistung von 34 W. Die Parabolantenne hat einen Durchmesser von 0,6 Meter und ist befindlich an einem ausklappbaren Mast. Sie wird bei einem Sonnenabstand von 0,59 AE oder weniger eingeklappt. Somit ist bei der Annäherung keine Kommunikation möglich. So müssen zwingend alle Daten, die gesammelt werden gespeichert werden können, ohne, dass die Daten sich zersetzen. Trotzdem besitzt sie mehrere X-Band-Rundstrahlenantennen zur Übermittlung von Telemetrie-Daten und Empfang von Steuersignalen, die vielleicht Kurskorrekturen beinhalten können. Diese Antennen befinden sich dauerhaft unter dem Schutz des Hitzeschildes.

Missionsverlauf

Bevor die Parker Solar Probe am 12. August startete, wurde sie und ihren Instrumenten intensive Tests unterzogen, so etwa im Sommer 2017. Sie wurde im darauffolgenden Herbst an das Goddard Space Flight Center ausgestellt. Am 02. April 2018 wurde sie nach unzähligen Tests zum Cape Canaveral geflogen.

Neun Wochen lang war die PSP in einem Weltraumumgebungssimulator und wird nun in Greenbelt im Goddard Space Flight Center überwacht.
Bildquelle: http://parkersolarprobe.jhuapl.edu/Multimedia/ApprovedMedia/Images/Photos/originals/TVACLIFTOUT4jpg.jpg

Am 11. August 2018 sollte sie eigentlich starten, jedoch musste der Start wegen technischen Problemen um den Heliumdruck um einen Tag verschoben werden. Das Startfenster war bis zum 23. August offen.
Der Start erfolgte dann schließlich tatsächlich am 12. August um 09:31 MESZ (03:31 EDT) mit einer Delta IV Heavy, einer Schwerlastrakete von ULA (United Launch Alliance).

Bahn der Parker Solar Probe
Bildquelle: http://solarprobe.jhuapl.edu/spacecraft/index.php

Der erste Venus-Swing-by erfolgte getreu dem Plan am 03. Oktober 2018 bereits. Die erste Annäherung ging bis zu 35,7 Sonnenradien an die Sonne heran (Das sind etwa 0,166 AE / 24,85 Mio. km). Nach sieben Venus-Fly-by-Manövern kann sich die Parker Solar Probe auf maximal 5,9 Mio. km oder 8,5 Sonnenradien der Sonnenoberfläche annähern. Im Perihel soll sie dann 194 bis 195 km/s erreichen, also um die 700‘000 km/h (deswegen gibt man sowas auch in km/s an). Ich denke, dass mit der Orbitalmechanik werde ich mal wann anders aufgreifen. Diese endgültige Umlaufbahn hat dann eine Inklination von 3,4° zur Ekliptik und eine Umlaufszeit von 88 Tagen. Die Missionsdauer wurde auf 24 Orbits angesetzt, dass entspricht etwa 2‘112 ± 12 Tagen (Unsicherheit kommt von der Auf-/Abrundung)

Wo die Parker Solar Probe ist: http://parkersolarprobe.jhuapl.edu/The-Mission/index.php#Journey-to-the-Sun

Experimente

Die Parker Solar Probe hat im Wesentlichen vier Experimente dabei:

  • FIELDS misst elektrische und magnetische Felder und Wellen sowie die Plasma- und Elektronendichte.
  • IS☉IS (Integrated Science Investigation of the Sun) beobachtet hochenergetische Teilchen wie Elektronen, Protonen und Ionen im Bereich von wenigen 10 keV bis 100 MeV, die mit den Sonnenwindmessungen und Strukturen der Sonnenkorona korreliert und verwendet werden sollen. Die Schreibweise von IS☉IS hat in ihrer Mitte das (astrologische) Symbol der Sonne.
  • WISPR (Wide-field Imager for Solar PRobe) ist eine Art von Teleskop, welches die Korona und die innere Heliosphäre und den Sonnenwind beobachten. Dabei soll es Strukturen wie Schocks, Wellen oder Verdichtungen etc. sichtbar machen und aufspüren)
  • SWEAP (Solar Wind Electrons Alphas an Protons Investigation) ist ein Trio aus Partikelzähler zur Geschwindigkeitsbestimmung, Dichte und Flussrate, Temperatur von den Elektronen, Protonen und der Alphateilchen (Heliumkerne)

Neues

Aus unbekannter Ursache kommt es zu Verwirbelungen im Magnetfeld der Sonne, weil stark geladene Teilchen die Magnetfelder des Sonnenwinds „zerreißen“, so dass der Sonnenwind Schleifen fliegen und teilweise stark gebremst werden. Das Phänomen wird Switchback genannt und dauert nur wenige Minuten. Es scheint, als ob dieses Phänomen nur innerhalb der Merkurbahn auftritt und auch, dass es oft zu diesem Phänomen kommt.

Auch dreht sich der Sonnenwind durch die Rotation der Sonne anders als erwartet. Durch die Rotation der Sonne wird der Sonnenwind auch in diese Richtung gezogen, jetzt ist diese seitliche -radiale – Bewegung stärker als gedacht, wobei allerdings ab einer gewissen Entfernung diese radiale Bewegung aufhört.

Quellen

Weblinks:
https://www.nasa.gov/parker
https://svs.gsfc.nasa.gov/13484
https://youtu.be/TLeoi2pK3pY
http://parkersolarprobe.jhuapl.edu/index.php#spacecraft

Quellen:
https://www.nasa.gov/press-release/first-nasa-parker-solar-probe-results-reveal-surprising-details-about-our-sun
https://de.wikipedia.org/wiki/Parker_Solar_Probe
https://www.sueddeutsche.de/wissen/astronomie-und-raumfahrt-nasa-parker-1.4711670
Bildquellen:
http://solarprobe.jhuapl.edu/spacecraft/index.php